Der Werdegang der Familie Marson

Kapitel 12 : Das letzte Jahr aus der Sicht von Svenja

Das Leben von Svenja ist kompliziert geworden. Als ihr Bruder in den letzten Sommerferien angefangen hat Latzhosen zu tragen, fand sie das ja irgendwie süß, wollte das aber nicht zugeben. Sie hätte sich auch niemals träumen lassen, dass dies ihr Leben so verändern würde. Die Besuche bei diesem Psychologen wo ihre Mutter sie seit den Sommerferien immer hinschickte, waren zwar nervig aber schienen zunächst keinen Zusammenhang mit den Latzhosen ihres Bruders zu haben. Aber im Laufe der Zeit hatten sich ihre Eltern verändert. Den vorläufigen Höhepunkt bildetet aus Svenjas Sicht das von ihren Eltern so genannte Familienwochenende, bei dem sie gezwungen wurde auch eine Latzhose zutragen.

Zu der Zeit gab Svenja natürlich die Schuld daran ihrem Bruder, denn der hatte ja angefangen mit den Latzhosen und fand das auch noch toll, obwohl die Eltern anscheinend einigen merkwürdige Gemeinheiten bei ihrem Bruder eingeführt hatten. Das war ihr aber auch erst bei dem Familienwochenende aufgefallen, denn dabei war er nie alleine auf Toilette gewesen und konnte die komische Latzhose nicht selbst ausziehen. Er musste sich immer helfen lassen.

Auch wenn diese Wochenende ein Wendepunkt für Svenja war, musste sie weiter zu dem Physiologen gehen. Aus der Sicht ihrer Eltern konnte dieser aber auch nicht das Verhalten von Svenja entscheiden zum besseren wenden.


Und so kam es, dass er vorgeschlagen hat, sie sollte auch Latzhosen anziehen um sich wieder ihren Eltern zu unterwerfen. So hat es zumindest Svenja gesehen. Der Physiologe hatte es zwar anders formuliert, aber sie hat es so gesehen. Es war ihr sowieso ein Rätsel, warum plötzlich alle nur noch von Latzhosen sprachen. Sie fand die Dinger unmodisch und unpraktisch, wenn auch nicht unbequem, aber das würde sie nie zugeben. Auch war ihr natürlich aufgefallen, dass in ihrer Schule immer mehr Kinder und auch Jugendliche gab, die Latzhosen anzogen. Aber dies machte sie dennoch nicht modischer. Es waren auch immer nur die uncoolen Kids die damit rumliefen.

Jetzt sollte sie auch dazu gehören. Auch wenn sie anfangs die Latzhose nur zuhause tragen musste. Aber das unvermeidliche kann natürlich irgendwann auch auf sie zu. Wieder kann der Vorstoß von diesem blöden Psychologen Dr. Mayer.

Bei den Sitzungen war er immer freundlich und einfühlsam aber wenn es darum ging bei Svenja eine Verhaltensänderung hervorzurufen, kamen immer aus ihrer Sicht gemeine oder ihrem Alter nicht entsprechende Vorschläge. Immer wenn sie eine Latzhose anziehen sollte, fühlte sie sich darin kindisch und unreif.


In besonderer Wiese war Svenja aber das letzte Weinachsfest in Erinnerung geblieben. Denn dort wurde sie auf eine Stufe mit ihrem 4 Jahre jüngeren Bruder gestellt. Heimtückischerweise haben ihre Eltern das auch noch in einem Gescheckt verpackt. Sie erinnerte sich jeden Abend daran zurück, wenn sie in ihrem Bett angeschnallt wird. Sie hätte sich mit den kuscheligen und warmen Schlafoverall abgefunden wenn sie die angenehmen Eigenschaften alleine genießen könnte. Aber dass sie damit im Bett angeschnallt wird und damit gleichzeitig so wie ihr Bruder behandelt wird, passte ihr gar nicht. Gut, sie hatte nicht gleichen zu Bettgehzeiten, aber das war nur ein sehr schwacher Trost. Denn es war ihr klar, der eigentliche Grund dafür waren disziplinarische Maßnahmen. Aber gerade dafür fühlte sich Svenja schon zu alt.


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