Der Werdegang der Familie Marson

Kapitel 12.3 : Wechselbad der Gefühle

Als Inga wieder zuhause ankam hatte Peter schon zusammen mit Svenja das Abendessen auf dem Tisch stehen und Svenja hatte sich wieder ohne Widerstand von ihrem Vater auf ihrem Stuhl anbinden lassen. Sie hatte vermieden über die Angelegenheit bei Verena zu sprechen, aber sie spürte, dass ihr Vater darüber schon Bescheid wusste. Als ihre Mutter in die Küche kam begrüßte sie zunächst ihrem Mann mit einem ausgiebigen Kuss, und danach auch ihre Tochter mit ebenso liebevollen Geste. Inga schien bester Laune zu sein. Ganz in Gegenteil zu Svenja, sie hatte miese Laune. Sie hatte immer noch das Gefühl von ihrer Mutter vorhin bei den Brunnhoffs gedemütigt worden zu sein. Irgendwie wollte sie das aber nicht so zeigen, denn sie wurde zwar schon den ganzen Tag von ihre Mutter streng unter Kontrolle gehalten und war schon wieder an dem Stuhl gefesselt, aber sie befürchtete immer noch eine extra Strafe.

Beim Essen sagte Svenja fast nichts, aber ihre Eltern unterhielten sich angeregt über den Tag, ohne aber dabei das Vergehen von Svenja anzusprechen. Svenja hatte auch nicht so großen Appetit und wäre gerne aufgestanden und auf ihr Zimmer gegangen. Leider war das nicht so einfach möglich. Fragen wollte sie auch nicht um möglichst wenig Aufmerksamkeit zu bekommen. Nach dem Essen hatten Peter und Inga den Tisch alleine abgeräumt und begonnen die Küche aufzuräumen. Dabei wurde es Svenja dann doch zu komisch. Vielleicht wurde ja auch von ihr erwartet, dass sie etwas sagen sollte. Sie musste also in die Offensive gehen.

„Mama?“ wagte sie sich langsam vor.

„Ja mein Schatz!“ antwortete ihre Mutter freundlich und fröhlich.

„Darf ich auf mein Zimmer gehen?“ versuchte es Svenja dann einfach.

„Svenja, ist dir ausgefallen, dass du mit dem Gurt auf dem Stuhl festgeschnallt bist?“ fragte dann ihre Mutter etwas schnippisch und ging mit dem Topf und dem Handtuch welches sie gerade in der Hand hatte auf Svenja zu.

„Ha ha, Mama das ist nicht witzig, sag doch bitte einfach was ich für eine Strafe bekomme wegen der scheiß Latzhose und dann ist gut“ sagte Svenja jetzt mit aufkommender Wut. Sie hatte das Gefühl ihre Mutter würde ein Spiel mit ihr spielen auf das sie keine Lust hatte.

„Schatz, das ist genau das Problem, wir möchten dich nicht bestrafen, wir möchten das du es verstehst und Einsicht zeigst.“ Sagte ihr Mutter dann.

„Aber wie soll es dabei helfen, wenn ich hier am Küchentisch gefesselt bin? Was ganz nebenbei schon eine Strafe ist.“ sagte Svenja verständnislos.

„Svenja, es ist schade dass du das noch so siehst. Aber das wird sich bei dir auch noch ändern. Glaubst du, dass wir deinen Bruder dauernd bestrafen wenn wir Essen oder wenn er seine Hausaufgaben macht? Hast du schon mal von Jens so ein Diskussion gehört?“ Inga hatte inzwischen begonnen ihre Arbeit in der Küche fortzuführen. Sprach aber weiter zu Svenja „Es geht doch darum dir, natürlich auch Jens, eine Hilfe für Disziplin zu geben. Jens kann das in seinem Alter sicher noch nicht verstehen, aber er spürt es viel besser als du, dass es ein Hilfe für ihn ist, wenn wir klare Grenzen setzen.“ Danach machte Inga ein Pause und Svenja musste kurz nachdenken, dann sagte sie „Du willst mir also sagen, dass wenn ihr mich festbindet soll mir das helfen besser zu gehorchen…. wie ein Hund! Papa sag du doch auch mal was, dass kann doch nicht euer Ernst sein.“ Bei Svenja machte sich langsam Verzweigung breit und sie versuchte aufzustehen und zerrte an ihrem Gurt der sie auf dem Stuhl festhielt.

Daraufhin legte Peter seine Arbeit aus der Hand und setzte sich neben Svenja an den Tisch um sie zu beruhigen. Dann nahm er ihre Hand und streichelte sie sanft. „Schatz, du bist unser Kind und keine Hund. Mama hat versucht zu erklären, dass es einfacher ist, wenn DU, als unser Kind, akzeptieren würdest, dass DU unser Kind bist und wir dich lieben. Daraus ergibt sich auch das wir als DEINE Eltern die Verantwortung UND das Sagen haben.“ Svenja wollte bei diesen Worten schon wieder protestieren. Aber Peter griff auch die andere Hand und stoppte sie. „Sch.. sch.. ich weiß dass dir das nicht passt, weil wir leider in der Vergangenheit das nicht deutlich genug gemacht haben. Das tut uns auch leid und wir werden das wieder klarstellen. Das ist für dich natürlich viel schwerer als für Jens. Aber du musst uns auch vertrauen.“

Svenja bekam leicht feuchte Augen, weil sie erkannt hatte das Ihre Eltern es wirklich ernst meinten. Peter hat ihre Hände wieder losgelassen und sie auf dem Rücken gestreichelt. Das tat ihr so gut, dass sie selbst darüber überrascht war. Ihr Vater hatte ihr gerade gesagt, dass er sie viel strenger als bisher erziehen wollte. Aber dennoch ließ sie sich von ihm trösten. Ihre Gefühle fuhren Achterbahn.


Nach einer kurzen Pause fuhr Peter fort, „Um deine Frage zu beantworten warum wir dich angeschnallt haben ... Wir wollten heute wegen der Angelegenheit bei Verena mit dir noch dieses Gespräch führen was wir jetzt gerade machen. Daher haben ich dich Angeschnallt, da du vor solchen Konfrontationen immer davon läufst und es ist für dich einfacher wenn du gar nicht erst die Wahl hast. Du hättest dir viel Kopfzerbrechen sparen können wenn du uns vertraut hättest und akzeptiert hättest das wir dich nicht aufstehen lassen. Wir haben da immer ein Grund für, auch bei Jens. Das Gute und Einfache für dich ist, dass du es nur hinnehmen musst und keine Entscheidung treffen musst. Aber dafür musst du uns schon vertrauen.“


Svenja wusste nicht was sie sagen sollte, ihr Innerstes rebellierte dagegen jegliche Kontrolle und Entscheidungskraft abzugeben. Ihre Mutter hatte inzwischen die Küchenarbeit beendet und sich auf der anderen Seite neben ihre Tochter gesetzt. Svenjas Gedanken drehten sich wie ein Wirbelwind. Dabei schaute sie abwechselt ihren Vater und ihre Mutter an, bis sie sagte, „Und was ist jetzt wegen der Latzhose bei Verena, bekomme ich keine Strafe?“

„Nein Svenja, du bekommst keine Strafe, das ist ja das Schöne daran. Es ist einfacher für dich.“ sagte ihre Mutter mit etwas Begeisterung in der Stimme.

„Habe ich keine Wahl, kann ich nicht lieber ein Strafe bekommen und wir vergessen den anderen Mist? Bitte bitte“ Dabei klang Svenja schon sehr flehend.

„Nein, das habe ich dir doch versucht zu erklären, wir werden nach und nach versuchen Quellen für Fehlverhalten zu eliminieren. Wenn du dich dagegen wehrst wird es zu Anfang unangenehm für dich. Daher gebe ich dir den Tipp, nimm es hin und genieße es die Verantwortung abzugeben. Wenn Jens von seiner Klassenfahrt zurück ist, wird er dir sicher gerne weitere Tipps geben.“ Nachdem Peter das gesagt hatte ließ Svenja ihren Kopf hängen und nahm einen tiefen Atemzug.

„Schatz bitte lass den Kopf nicht hängen, wir wissen das es für dich viel schwerer ist loszulassen. Daher werden wir dir auch mehr Zeit geben als Jens. Wir machen dich jetzt los und du kannst dich fertig für das Bett machen.“ dsagte Inga.

„WAS, es ist doch erst kurz nach Sieben, wieso muss ich denn jetzt schon ins Bett?“ fragte Svenja wieder sehr empört.

„Svenja, Vertrauen!!“ sagte ihr Vater leicht genervt.

Inga aber sagte liebevoll „Schatz wir müssen es dir nicht immer erklären, wenn wir dir eine Anweisung geben, aber da du noch am Anfang stehst, werde ich es nochmal tun. … Du bist heute Abend viel zu aufgewühlt und wir wollen sicher sein das du geborgen in deinem Bett liegst und keine unüberlegten Dinge mehr machst. Also ab ins Bad und dann in den sicheren Schlafanzug.“


Peter war inzwischen aufgestanden und hat den Gurt von Svenjas Stuhl abgenommen. Svenja war mit den Nerven am Ende, sie war schon den ganzen Tag lang auf dem Stuhl angebunden und sollte jetzt direkt ins Bett um sich wieder anbinden zu lassen. Und dass sollte erst der Anfang sein. Svenja ließ sich im Bad sehr viel Zeit. Zum einen weil sie nicht schon um 19:30 ins Bett wollte und zum anderen um zu testen ob ihre Eltern einschreiten würden um sie aus dem Bad zu hohlen. Aber um kurz nach acht war sie dann fertig ohne das es Ärger gab. Aber wenige Sekunden nachdem sie das Bad verlassen hatte und in ihrem Zimmer war, kam auch schon ihre Mutter. Sie griff gleich nach dem Overall der auf dem Bett lag, und hielt ihn ihrer Tochter zum Einstig hin. Svenja hatte entschieden für heute nicht mehr zu rebellieren und ließ sich den Overall verschließen. Danach packte Inga ihre Tochter am Arm und zog sie in Richtung Wohnzimmer. „Komm mit kuscheln.“ sagte Inga mit einem Lächeln im Gesicht. Irgendwie war Svenja nicht danach aber sie hatte ja gerade beschlossen für heute zu gehorchen.


Im Wohnzimmer saß ihr Vater und hatte schon seine Schlafoverall an und schaute das Ende der Tagesschau. „Schatz komm her und setz dich. Wollen wir noch eine Folge deiner Lieblingsserie schauen?“ In Svenjas Kopf blitzte kurz die Gegenfrage „Ich denke ich habe keine Wahl?“ auf, aber sie wollte sich den Abend nicht auf den letzten Meter versauen. Also sagte sie „gerne Papa.“ und legte ihren Kopf auf die Schulter von ihrem Vater. Worauf der seinen Arm über ihre Rücken legte. Als die Folge begann kam auch ihre Mutter in ihrem Overall und kuschelte sich auf die andere Seite von Svenja.

Svenja genoss die Zeit bis zum Ende der Serien in vollen Zügen. Die Nähe zu ihren Eltern war so schön und wohlig, obwohl sie kurz vorher noch so streng mit ihr waren. Sie musste sich selbst eingestehen wie lieb sie ihre Eltern dennoch hatte. Als die Folge zu Ende war schaltete Peter sofort den Fernseher aus. Dann nahm Svenja den Kopf ihres Vater zwischen die gepolsterten Hände und drückte ihm einen dicken Kuss auf die Wange. „Vielen Dank Papa“ Das gleiche machte sie bei ihrer Mutter. „Danke Mama.“ Dann ging sie ohne Aufforderung nach oben in ihr Zimmer und ließ sich von ihrer Mutter im Bett anschnallen.

Es gingen ihr immer wieder die Worte ihres Vater durch den Kopf bis sie endlich nach einer Stunde einschlief.


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