Der Werdegang der Familie Marson

Kapitel 12.4 : Die ganze schreckliche Wahrheit

Am Dienstag und Mittwoch während Jens seiner Klassenfahrt durfte Svenja zwar ohne Latzhose zur Schule gehen, aber ihre Mutter hat die Sachen genau angesehen die Svenja sich morgens angezogen hat. Während des Mittagessen und der Hausaufgaben hat ihre Mutter ihr aber den Gurt auf den Küchenstuhl angelegt. Dies gefiel ihr zwar nicht, aber sie machte auch kein großes Theater deswegen. Nachdem die Hausaufgaben erledigt waren, durfte Svenja sich noch mit ihren Freundinnen treffen und wurde dabei nicht weiter beobachtet. Aber ihre Mutter redete ihr jedes Mal wenn sie das Haus verließ ins Gewissen und ermahnte sie keine weiteren Dummheiten zu begehen.


Svenja hat sich auch nichts neues zu Schulden kommen lassen, aber am Donnerstag sollte sie wieder mit der Latzhose zur Schule gehen. Zuerst gab es auch ein kurze Diskussion darüber, aber Inga hat ihre Tochter wieder an das Gespräch vom Montag erinnert. Sie müsste langsam ihren Status akzeptieren und aufhören sich ihren Eltern widersetzen zu wollen. Svenja musste sich geschlagen geben und war dann mit der Latzhose in die Schule gegangen.


Aber an diesem Abend war sie nach den Hausaufgaben nicht raus gegangen sondern hat sich in ihrem Zimmer beschäftigt. Nach dem gemeinsamen Abendessen mit ihrem Eltern gegen 18:30 wollte Svenja in das Wohnzimmer gehen um Fern zusehen. Normalerweise hat sie dafür auch nie um Erlaubnis gefragt, denn sie musste ja erst um 21 Uhr im Bett sein. Aber als sie sich aus der Küche verabschieden wollte, sagte sie, „Ich gehe noch etwas Fernsehen OK!?“ Dabei war sie schon im Begriff die Küche zu verlassen.

„Schatz, bitte warte mal!“ sagte ihr Vater dann zu ihr.

Svenja hatte, für ihre nicht getragene Latzhose in der Schule, am Montag ja keine explizite Strafe bekommen und der Rest der Woche hatte sie auch kaum Stresse mit ihren Eltern. Daher ahnte Svenja nichts Böses als sie von ihrem Vater aufgehalten wurde. Die Veränderungen bei ihrem Freiheiten waren ja seitdem auch minimal, daher hatte sie die ganze Sache vom Montag nicht mehr so Ernst genommen.

„Ja Papa was ist denn?“ fragte sie daher unbeschwert zurück.

„Jens kommt Morgen von der Klassenfahrt zurück und daher wollen wir heute Abend mit dir noch über deine Zukunft sprechen. Wir haben dann mehr Ruhe dazu. Bitte mach dich schon mal fertig für das Bett.“ Mit der Anweisung hatte Svenjas Vater seine Tochter plötzlich wieder in ihre neue Realität geholt, in der sie auf ihre Eltern hören und gehorchen sollte.

„Papa, ich habe Morgen Geburtstag, muss ich da wirklich so früh ins Bett? Bitte ich werde 16 und..“ weiter kam Svenja nicht, denn sie wurde von ihren Vater unterbrochen. „Stopp stopp Svenja, Gehorsam und Vertrauen haben wir am Montag gesagt! Außerdem sagte ich eben, wir wollen über deine Zukunft mit dir reden. Also hop hop ins Bad, Mama kommt gleich nach und zieht dich an.“

Svenja hasste es immer noch wenn ihr Vater sie in dieser Babysprache ansprach, sie würde Morgen 16 Jahr alt werden und ihr Vater kam schon wieder mit dieser Bevormundungssache und dem Gehorsamsquatsch an. Aber was konnte sie schon dagegen machen, ihre Eltern zogen die Zügel wirtlich immer enger.

Verärgert und ohne zu antworten schlug Svenja die Tür hinter sich zu und verließ die Küche. Peter sagte daraufhin zu seiner Frau, „Sie ist halt doch noch ein Kind, aber das wollen wir ihr ja auch gönnen.“ Worauf Peter und Inga ein zufriedenes Gesicht machten und begonnen die Küche aufzuräumen.

Svenja ärgerte sich zwar über die unerwartete Anweisung aber hatte sich dennoch in das Bad begeben und für das Bett vorbereitet. Besonders motiviert war sie dabei nicht. Daher dauerte es auch recht lange. Nach ca. 20min kann dann auch ihre Mutter ins Bad um nach Svenja zu schauen und erkundigte sich warum es so lange dauern würde. Svenja war gerade dabei ihre Zähne zu putzen und konnte nicht antworten. Aber das erwartete ihre Mutter auch gar nicht, es war nur eine Erinnerung, dass sie unter Beobachtung stand und sich sputen sollte.

Wenige Minuten später kam dann Svenja in ihr Zimmer wo sie von ihrer Mutter erwartet wurde. Inga half ihrer Tochter dann auch sofort in den Schlafanzug und verschloss ihn wie jeden Abend. Svenja war nicht froh darüber aber schon daran gewöhnt, abends ihr Eigenständigkeit komplett abzugeben. Nur dass es heute Abend noch sehr früh dafür war.

„So Schatz, dann leg dich bitte gleich hin, damit ich dich schon mal anschnallen kann.“ sagte Inga sofort nachdem sie den Reißverschluss auf Svenjas Rücken hochgezogen hatte.

„Mama, wieso das denn? Papa hat doch gesagt ich muss noch nichts ins Bett. Das ist so gemein.“ sagte Svenja empört und kreuzte mit demonstrativer Ablehnung ihre Arme mit den Gepolsterten Händen vor ihrem Körper.

„Svenja, du bist heute bockig wie ein kleines Mädchen und ich kann dir deswegen auch nicht böse sein.“ Während Inga das zu ihrer Tochter sagte, kniff sie ihr liebevoll in Wange. „Aber auch wenn du so süß dabei bist, wirst du dich jetzt ins Bett legen.“ Nach diesem Satz veränderte sich Ingas entzücktes Lächeln in ein freundlichen aber bestimmten Gesichtsausdruck der Svenja sagte dass es jetzt wohl besser war zu gehorchen. „Och manno, ihr seid so fies.“ sagte Svenja und legte sich rücklings auf ihr Bett, verschränkte wieder die Arme und machte ein Schmollgesicht.

„So ist es brav mein Kind!“ Dann streichelte Inga ihre Tochter kurz über den Kopf und befestigte die Gurte an Svenjas Schlafanzug. Svenja war dabei betont passive und hat nicht mitgeholfen. Sie fand alles schon wieder so gemein und unangemessen wie ihre Mutter mit ihr umging.

„So Schatz, du bleibst jetzt hier einen Moment brav liegen und ich hole Papa, damit wir dann über deine Zukunft sprechen können.“ Damit ging Inga aus dem Zimmer von Svenja und ließ sie sicher angeschnallt in ihrem Bett zurück.


Svenjas Ärger über ihre Mutter wich langsam dem Ärger über sich selbst. Denn Svenja sah ein, dass sie sich blöd und kindlich benommen hatte. Aber umso länger sie so dalag und an die Decke starte machte sie sich sorgen, was ihre Eltern wohl mit ihr besprechen wollten. Sie wurde Morgen 16 und lag angeschnallt in einem Strampelanzug im Bett. Sie hatte noch 2 Jahre bis zur Volljährigkeit und jetzt konnte sie nicht mal ohne die Erlaubnis ihrer Eltern aus dem Bett aufstehen. Außerdem hatte ihre Mutter ihr gerade vorgeführt wie kindlich und dumm sie sich noch benahm wenn dsie unter Druck gesetzt wurde. Ihre Gedanke überschlugen sich mal wieder. Zukunft, da hatte sie noch nie drüber nachgedacht. Wie stellte sie sich ihre Zukunft vor? Langsam bekam sie ein komisches Gefühl in der Magengegend: Was wollten ihr Eltern bloß jetzt wieder von ihr?


Bei diesen Gedanken öffnete sich plötzlich wieder die Tür von Svenjas Zimmer und Peter kam zusammen mit Inga herein. Ihre Mutter setzte sich auf die Bettkante und legte ihre Hand fürsorglich auf den Oberkörper von Svenja. Peter zog sich den Stuhl von Svenjas Schreibtisch herbei und setzte sich neben das Bett in dem seine Tochter lag. Svenjas unwohles Gefühl verstärkte sich weiter.

„Svenja, du hatst Morgen deinen 16 Geburtstag. Was bedeutet das für dich?“ frage Peter seine Tochter. Svenja wurde von der Frage überrumpelt und musste einen Moment nachdenken.

„Wie meist du das, in Bezug auf was?“ fragte Svenja vorsichtig zurück.

„Naja, was sollte sich dadurch in deinem Leben verändern oder in besten Fall verbessern?“

„Ich darf endlich Alkohol trinken.“ war das Erste was ihr einfiel. Aber sie merkte sofort, an dem Blick ihrer Mutter, dass das nicht die beste Antwort war.

„Und ich hoffe, dass ich wieder selbstständiger werden darf.“ Dabei hielt Svenja ihre Gepolsterten Hände in die Luft und schaute ihren Vater flehend an, der dann antwortete.

„Ja Svenja, da hast du ja gleich zwei interessante Dinge angesprochen. Aber lass uns zunächst mal versuchen etwas weiter in deine Zukunft zu blicken. Denkst du, du bist reif dafür, selbst für dich zu sorgen? Den Alkohol selbst zu bezahlen und selbst zu entscheiden, wieviel davon gut für dich ist?“

Svenja, kannte die Antwort, aber sie wollte sie nicht aussprechen und schwieg daher lieber. Nach einer kurzen Pause redete dann ihr Vater weiter:

„Du hast bisher eine recht ungezügelte Kindheit mit vielen Freiheiten gehabt, dies hat aber leider dazu geführt, dass du einige wichtige Eigenschaften, die man zur Eigenständigkeit braucht, nicht entwickelt hast. Wir sehen auch nicht, dass du dies in den nächsten 2 Jahren schaffen wirst. Denn dann bist du dummerweise nach den aktuellen Regeln, selbst für dich verantwortlich. Wir haben dann keine Möglichkeiten mehr dir zu helfen, wenn du dich sträuben solltest.“ Svenja hatte ein ganz mieses Gefühl bei dem was ihr Vater da redete, hörte aber sehr aufmerksam zu.

„Wir sind der Meinung, dass es besser wäre wenn du mehr Zeit bekommen würdest um dich zu entwickeln. Du könntest deine Kindheit länger unbeschwert genießen und das nötige Rüstzeug währenddessen erlernen. Früher waren die Eltern auch länger für die Kinder verantwortlich.“

Svenja war verwirrt und musste zwischen fragen, „Aber Papa ich muss doch nicht mit 18 Ausziehen? Oder?… Ich kann doch ein Ausbildung machen.“

„Naja Svenja theoretisch schon, aber bei deinem derzeitigen Verhalten und Noten in der Schule sehen wir da ein großes Problem. Du brauchst aber nicht zu denken, dass wir dich wenn du 18 bist nach deinen Regeln durchfüttern und du dann machen kannst was du willst. NEIN wir könnten es nicht ertragen wenn wir zusehen müssen wie du dir deine Zukunft verbaust, nur weil du es auf eigen Faust versuchen willst.“ sagte Peter dann etwas energischer aber immer noch sehr freundlich.

Svenja war geschockt, so dramatisch hatte sie es nicht gesehen. Sie dachte auch das ihre Eltern schon wieder total übertreiben wurden. Aber was genau hatte ihr Vater da im Sinn?

„Ja… aber … wie … was genau meinst du damit? Ich kann mich doch auch mit 18 an eure Regeln halten, wenn es notwendig ist und noch bei euch wohnen.“ Daraufhin musste Peter lachen.

„Schatz, du hältst dich doch jetzt schon nicht freiwillig daran. Wie soll es denn dann funktionieren, wenn wir keine Handhabe mehr haben?“

„Ja … aber was habt ihr denn vor, wollt ihr mich bis dahin und darüber hinaus weiter anbinden?“ Worauf hin Svenja ängstlich lächelte, denn sie war ja jetzt schon angebunden und somit war die Möglichkeit nicht so absurd wie sie gehofft hatte.

„Schatz, so eine Darstellung ist viel zu simpel. Es ist etwas komplizierter und ich werde es dir jetzt genau erklären.“

Svenja griff mit ihren Handschuhen nach den Händen ihrer Mutter, die sie immer noch auf dem Körper von Svenja liegen hatte, um sich an ihr fest zu halten. Sie hatte Angst vor dem was ihr Vater ihr als nächstes sagen würde.


„In den vergangenen Jahren hat unsere Gesellschaft und besonders die Unternehmer eingesehen, dass immer mehr Jugendlichen Probleme haben, in der geforderten Zeit sich bereit für das Berufsleben zu machen. Daher hat das Parlament Anfang dieser Woche das Gesetz zur Volljährigkeit geändert. Demnach können Eltern jetzt bist zum 16 Lebensjahr ihrer Kinder einer Verlängerung der Kindheit beantragen. Danach können die Eltern über die Volljährigkeit ihrer Kinder entscheiden bis zum 25 Lebensjahr und darüber hinaus mit Zustimmung des Jugendamtes.“


Svenja versuchte sich bei diesen Informationen ihres Vater immer stärker an die Hände ihr Mutter zu klammern, aber das war mit den Gepolsterten Handschulen nicht so einfach.


„Wir haben heute, also vor deinem 16 Geburtstag, einen entsprechenden Antrag beim Zuständigen Jugendamt abgegeben. Du kannst dir vorstellen, dass diesem Antrag, nach deinen Akten dort, mit Sicherheit stattgegeben wird.“

Jetzt kamen Svenja die ersten Tränen und ihr Vater streichelte ihr über die Schulter um sie zu beruhigen.

„Schatz, da musst du nicht weinen das ist was ganz tolles für dich. Die Kindheit verlängern zu dürfen ist wunderbar. Da würden sich viel drüber freuen.“

„Aber .. aber .. wollt ihr mich dann auch weiter fesseln und mir vorschreiben was ich anziehen soll?“ sagte Svenja während sie den Rotz hochzog.

„Svenja Schatz, es ist richtig, dass zum Kind sein auch ein paar Einschränkungen gehören, aber du wirst dich damit anfreunden können. Glaube mir es wird nicht so schlimm werden wie du dir das gerade vorstellst. Du weißt doch, Vertrauen!“ Damit versuchte Peter seine Tochter zu beruhigen.

„Wir haben dir doch schon gesagt, dass wir dir etwas mehr Zeit lassen. Aber bis zu den Sommerferien werden wir die Maßnahmen immer weiter intensivieren. In den Sommerferien wirst du dann in ein besonderes Ferienlager fahren.“

„Das wird sicher viel Spaß machen!“ sagte dann auch ihre Mutter.

„Mama Ferienlager, ich bin 16 wie soll das Spaß machen?“ Heulte Svenja jetzt immer stärker.

„Svenja, du musst dich von diesen Zahlen befreien, du bist ein Kind und wirst es bis auf weiteres bleiben. Da wird das Alter in Zukunft unbedeutend sein.“ sagte dann ihr Vater.

„Aber .. aber .. soll ich dann mit 20 noch mit Latzhose an eure Hand in der Stadt gehen? Das sind doch schreckliche Aussichten.“

„Der genaue Umgang mit den Älteren Jugendlichen in der Öffentlichkeit wird sich noch in der Gesellschaft etablieren müssten. Aber du bist ja auf gar keinen Fall alleine Schatz, es wird Tausende geben die diese Chance nutzen möchten.“ sagte Peter und er fuhr fort. „Das Gesetzt sieht aber jetzt schon einige Dinge vor. Du musst in der Öffentlichkeit als Minderjährig erkennbar sein und Physikalische Einschränkungen sind als Erziehungshilfen zugelassen und teilweise vorgeschrieben. Was wahrscheinlich auch in der Öffentlichkeit zu deinem Alltag gehören wird.“


Jetzt brachen bei Svenja alle Dämme, sie heulte noch lauter und wollte sich aufrichten um ihre Mutter zu umarmen, was aber auf Grund der Sicherungsleinen des Schlafanzugs nicht möglich war.

„Mama bitte das könnte ihr nicht mit mir machen, bitte bitte!!“ Svenja zerrte immer stärker an ihren Fesseln. Bis Inga ihr die oberen Leinen an den Schulter löste und sie aufsitzen ließ, um sie dann ganz fest zu umarmen.


next  main