Der Werdegang der Familie Marson

Kapitel 13.6 : Die Sommerferien, Frühsport

Svenja hatte an ihrem ersten Abend bei der Familie Schäfer lange gebraucht bis sie eingeschlafen war. Anfänglich hatte sie versucht mit Charlotte noch zu reden, aber diese hatte ihr schnell klargemacht, dass es für Beide Ärger geben würde wenn sie nicht schlafen würden.

Svenja war von der ungewohnten Haltung der Arme vom Einschlafen abgehalten worden, sie hatte immer wieder ihren Leo mit der Hand gedrückt und hätte so gerne mit ihm gekuschelt was durch die Ladung der Ausweisarmbänder nicht möglich war. Als es längst dunkel war, war sie irgendwann eingeschlafen, aber immer wieder aufgewacht wenn sie sich drehen wollte oder nur ihre Arme im Schlaf unbewusst bewegen wollte.

Nach einem dieser Momente konnte Svenja nicht mehr einschlafen. Sie konnte auch durch das Oberfenster sehen, dass es schon hell war draußen, sie musste wohl doch eine längeres Stück durchgeschlafen haben. Nach einer kurzen Orientierung wo sie sich befand und warum sie ihre Hände nicht bewegen konnte, war sie frustriert und traurig. Dann fiel ihr Leo wieder ein den sie nicht mir in der Hand hielt, erschrocken hob sie ihren Oberkörper bis zur Begrenzung der Gurte und konnte Leo neben ihrer Hand liegen sehen. Nach einigen Versuchen und Zerren an den Gurten konnte sie ihn mit der Fingerspitzen erreichen und wieder fest in ihrer Hand halten.

„Guten Morgen, bist du auch schon wach?“ sagte Charlotte aus den Nachbarbett mit verschlafener Stimme, von einem lauten Gähnen gefolgt.

„Ja ich kann nicht mehr einschlafen, das mit den Ladegeräten an den Handgelenken nervt total. Konntest du schlafen?“ fragte Svenja deutlich wacher durch den Kampf mit ihren Fesseln.

„Ja geht so, das ist echt doof da hast du recht. Darum wollte ich ja auch in dem anderen Bett schlafen in der Hoffnung nicht so eng angeschnallt zu werden.“ sagte Charlotte langsam wacher werdend.

„Was denkst du wie spät es ist und wie lange wir hier noch so liegen müssen?“ fragte Svenja ungeduldig.

„Wie spät es ist weiß ich nicht, ist doch auch egal. Das interessiert doch im Urlaub nicht. Ich denke aber mal dass mein Vater mit uns Sport machen will, also genieße es solange du noch liegen kannst. Er wird früher kommen als du denkst.“ sagte Charlotte.

„Wieso Sport, so wie Gestern Abend auf der Terrasse? Oder was?“ fragte Svenja nach.

„Nein so richtig ernst, wahrscheinlich joggen am Strand. Er geht jeden Tag zum Joggen und am Wochenende muss ich fast immer mit, dass ist total anstrengend und macht mir überhaupt keinen Spaß. Papa sagt aber immer ich muss mich mehr bewegen.“ sagte Charlotte, inzwischen schon sehr wach.

„Ja hört sich nicht so toll an, aber hier so angeschnallt zu liegen ist auch nicht so toll.“ entgegnete Svenja.

„Du wirst es sicherlich gleich kennenlernen, und dann selbst entscheiden können was dir besser gefällt. Im letzten Jahr hat mich Papa im Urlaub jeden Morgen mitgenommen an den Strand.“ sagte Charlotte.


„Guten Morgen Kinder, ich höre ich seit schon wach und fit für den Tag. Dann können wir ja sofort los.“ sagte plötzlich Herr Schäfer mit lauter und elanvoller Stimme.

Dann ging er zu Svenja an das Bett und streichelte ihr sanft über die Wangen.

„Hast du gut geschlafen Svenja?“ fragte Herr Schäfer und sah Svenja mit einem Lächeln an.

Svenja schüttelte zaghaft den Kopf und drückte Leo dabei noch stärker.

„Oh Schatz das tut mir leid, was war denn los?“ fragte Herr Schäfer besorgt nach.

„Die fixierten Hände sind so unbequem, ich bin immer wieder wach geworden.“ sagte Svenja und hörte sich dabei etwas wehleidig an.

„Ja Svenja, das kann ich verstehen, das ist neu und ungewohnt für dich. Aber du wirst dich schon daran gewöhnen oder meine Frau findet noch eine andere Lösung. Aber jetzt wollen wir uns erst mal alle bewegen.“ sagte Herr Schäfer und die Arme von Svenja lösten sich von den Ladegeräten, nach einem Wisch auf seinem Handy.

Svenja war dankbar endlich wieder ihr Arme bewegen zu können, zuerst schmuste sie etwas mit Leo als Herr Schäfer zu seiner Tochter weiter gegangen war. Danach rieb sich Svenja die Handgelenke neben den Armbändern. Diese Dinger selbst waren noch nicht unangenehm, aber das Gefühl das die lange Fixierung in den Armen hinterlassen hatte war nicht gerade gut. Svenja war so froh darüber, dass ihre Arme wieder frei waren, dass sie diesen Moment mit ihrem Kuschellöwen Leo teilen musste. Sie stellte ihn auf ihre Brust und redete leise mit ihm über ihre Erlebnisse. Dabei blendete Svenja aus, dass Charlotte oder Herr Schäfer es mitbekommen könnten. Es war ihr gerade wichtiger ihre Gefühle zu teilen und da war Leo genau der, den sie dafür brauchte.

Nach einer Weile kam sie sich aber komisch und kindisch dabei vor und blickte wieder nach oben. Dort erblickte sie dann wieder das Gesicht von Herr Schäfer der mit einem amüsierten Lächeln Svenja beobachtete. Daraufhin wurde Svenjas Gesicht augenblicklich rot und es war ihr peinlich. Zeitgleich legte sie beide Hände schützend über Leo und wollte ihr damit verstecken.

Das wiederum zauberte ein noch entzückenderes Lächeln auf das Gesicht von Herr Schäfer und er beugte sich zu Svenja etwas herunter und streichelte ihr über den Kopf.

„Du brauchst keine Angst zu haben Svenja, ich nehme dir Leo nicht weg. Wenn du noch einen Moment mit ihm brauchst ist das kein Problem, ich mache Charlotte so lange schon mal fertig im Bad.“ sagte Herr Schäfer und verließ wieder das Blickfeld von Svenja. Sie konnte dann durch die Holzstäbe erkenn,en dass Charlotte das Bett verlassen hatte und von ihrem Vater zum Bad begleitet wurde.

Dieses Gitterbett machte etwas mit Svenja was ihr komisch vor kam, wenn auch nicht unangenehm. Ihre Wahrnehmung blieb überweiden im inneren des Bettes und beschützte sie. Auch wenn sich Herr Schäfer oder auch Frau Schäfer von oben über das Bett neigten und zu Svenja herunter sahen, waren sie zwar in die Wahrnehmung eingedrungen, aber es fühlte sich nicht wie eine Verletzung des Schutzbereiches an. Es war merkwürdig vertraut und geborgen.

Svenja nutze die Gelegenheit und kuschelte noch weiter mit ihrem Leo, ganz so wie sie es am Abend schon hätte machen wollen, wenn die fixierten Arme sie nicht daran gehindert hätten. Es fühlte sich auch nicht falsch an für Svenja.


Svenja hatte jedes Zeitgefühl verloren und plötzlich tauchte wieder das Gesicht von Herr Schäfer über dem Gitterbett auf.

„So Svenja jetzt musst du aber aufstehen OK?“ sagte Herr Schäfer und begann die Gurte an Svenjas Overall zu lösen. Erst da kam es Svenja in den Sinn, warum sie das nicht selbst versucht hatte. Aber sie war vorher mit anderen Dingen beschäftigt gewesen.

Nachdem alle Gurte gelöst waren öffnete Herr Schäfer das Gitter am Fußend und Svenja konnte aus dem Bett grabbeln. Dann wurde sie von Herr Schäfer in das Bad geschoben und dabei sanft am Arm festgehalten.

Von Charlotte war im Bad nichts mehr zu sehen und Herr Schäfer öffnete Svenja den Schlafanzug und zog ihn ihr aus. Dann stellte Herr Schäfer nach einem kurzen Griff an die Windel fest, dass dies ja noch trocken sei. Und so wurden Svenjas Arme an den Leinen über der Toilette befestigt und ihr dann die Windel abgenommen. So konnte sich Svenja dann auf die Toilette setzten, was ihr in Anwesenheit von Herr Schäfer doch sehr unangenehm war. Er sah sie ermutigend an und wartete darauf, dass Svenja ihr morgendliches Geschäft machen würde.

Svenja schaute Herr Schäfer dabei sehr hilflos an. Er hatte eine enge kurze Sporthose und ein modernes eng anliegendes Sportler Trikot an und dazu trug er auch schon Laufschuhe.

„Was machen wir den jetzt gleich?“ fragte Svenja um etwas von ihrer peinlichen Lage abzusenken.

„Na was denkst du wohl Kind, ob ich in den Outfit mit euch in Kino will?“ sagte Herr Schäfer und lachte dabei.

„Wir werden jetzt an den Strand gehen und ein paar Kilometer laufen. Ich will mal sehen wir fit ihr Beide so seit und ob wir das in den paar Wochen noch verbessern können.“ sagte er dann ohne dabei zu lachen.

Svenja schaute nachdenklich aber merkte plötzlich auch, dass ihre Blase voll war. So war es ihr dann nach eine kurzen Konzentration möglich sich zu erleichtern. Danach musste sich Svenja genauso wie bei Frau Schäfer am Vorabend nach vorne beugen und ihren Hintern zur Reinigung für Herr Schäfer präsentieren. Aber auch Herr Schäfer erledigte die Reinigung professionell und liebevoll zugleich.

Danach sollte sich Svenja wieder gerade hinstellen und in ein Höschen einsteigen, welches ihr Herr Schäfer hingehalten hatte. Das Höschen war sehr groß und aus dicker Baumwolle. Svenja hatte so etwas mal bei ihrer Oma gesehen. Dazu wurde ihr dann von Herr Schäfer ein Sport BH angezogen. Im nächsten Schritt hatte Herr Schäfer die Arme von Svenja wieder von den Leinen gelöst und Svenja bekam ein schlichtes weißes T-Shirt aus Baumwolle angezogen.

Als nächstes hatte Herr Schäfer etwas gelb leuchtendes in der Hand, was sich als recht leichte Latzhose herausstellte. Svenja musste hereintreten und Herr Schäfer zog die Hose hoch und legte Svenja die Träger über die Schultern. Die Hose war aus dem gleichen Stoff, aus dem auch Jogginganzüge gemacht werden. Herr Schäfer zog dann die Träger durch Schlaufen am Latz und die Enden der Träger wurden mit angenähten Klettverschlüssen über den Schultern befestigt.

Eine Sicherung gab es nicht, Svenja hätte die Träger ohne weiteres wieder öffnen können. Aber Herr Schäfer war noch nicht fertig, er hatte dann eine Gewirr aus roten Bänder in der Hand und sortierte sie. Svenja sollte ihre Arme nach vorne ausstrecken und konnte sich denken, dass jetzt ein Gurtgeschirr kommen würde.

So war es auch, es war aber nicht besonders restriktiv oder eng. Ein Gurt führte unter Svenjas Brüsten um ihren Körper und zwei Weitere führten von den Gurten über die Schultern. Diese Gurte waren sowohl vorne als auch im Rücken gekreuzt, so führte kein Gurt über Svenjas Brüste. Am umlaufenden Gurt war vorne eine Leine angenäht, die aus dem gleichen Material bestandt wie das Geschirr selbst, nur war die Leine gekräuselt und hatte offensichtlich ein Gummiband eingearbeitet.

Als Herr Schäfer das Geschirr im Rücken geschlossen hatte, sollte Svenja die Leine in die Hand nehmen, sodass Herr Schäfer sie durch den Flur in das Umkleidezimmer bringen konnte. Dort stand Charlotte mit ihren Ausweisarmbändern an der Stange gesichert und wartete auf die Beiden. Sie hatte die gleiche leuchtend gelbe Latzhose und das rote Gurtgeschirr an.

Auch Svenja wurde angewiesen sich an der Stange zu sichern. Dort wurden Beiden dann noch spezielle Laufsocken angezogen und auch die Sportschuhe wurden von Herr Schäfer angezogen und gebunden. Im letzten Schritt hat sich Herr Schäfer selbst einen Gürtel mit D-ringen und einer Tasche für ein Handy umgeschnallt. An diesem Gürten hakte der dann noch die beiden Leinen von Svenja und Charlotte ein und löste die beiden Mädchen wieder von der Stange.

„So Kinder jetzt kann es los gehen, bis zum Strand lassen wir es langsam angehen. Die Leinen sind elastisch und ihr muss nicht immer neben einander laufen, aber Tempo halten musst ihr schon. Alles verstanden?“ sagte Herr Schäfer und ging durch den Flur zur Haustür.

Svenja und Charlotte blieb nichts anderes übrig als ihm zu folgen. Die Leinen waren im eingezogenen Zustand ein Meter zwanzig lang und konnten auf gut 3 Meter gedehnt werden, aber das Gummi darin war recht stark und Svenja spürte den Zug sobald die Leine nicht mehr locker war. Als Herr Schäfer den Weg vor dem Haus erreichte, ging er vom Gehen in langsames Laufen über, dabei spannten sich die Leinen kurz auf die volle Länge und die Kinder waren gezwungen auch in den Laufschritt über zu gehen.


Für Svenja war die Situation schon sehr komisch so von Herr Schäfer gezogen zu werden und ihm folgen zu müssen. Aber durch die Bewegung des Laufens fühlte sich Svenja freier als es in den letzten 36 Stunden je gewesen war. Die Geschwindigkeit war nicht anstrengend und die Morgenluft war herrlich und nicht zu kalt. Die aufgehende Sonne lag im Rücken und der Weg führte zwischen den Ferienhäuser hindurch in Richtung eine Dünengruppe, die deutlich größer und hoher war, als die zwischen den Häusern. Svenja schaute zu Charlotte, für die es offensichtlich deutlich anstrengender war als für Svenja.

Svenja kannte Joggen nur aus der Schule, dort war sie auch nicht so schlecht darin. Aber Charlotte hatte eine andere Haltung beim Laufen und sah so aus, als würde sie wirklich von der Leine gezogen werden und ihr Atem war auch schon deutlich hörbar.

Dann erreichte die kleine Gruppe die großen Dünen und die geschotterte Straße endete am einem quer verlaufenden Radweg. Dahinter führte ein schmaler sandiger Weg über die Dünen. Der Weg wurde immer steiler und Herr Schäfer ging nur noch langsam weiter, denn der Aufstieg war in dem losen Sand sehr anstrengend. Svenja folgte Herr Schäfer so dicht, dass ihre Leine locker ging und fast den Boden berührte. Die Leine von Charlotte war stramm gespannt und es hatte den Anschein, als würde sie sich etwas von ihrem Vater ziehen lassen.

Nach ein bis zwei Minuten hatten sie die höchste Stelle erreicht und auch Svenja spürte jetzt ihren Herzschlag deutlich. Charlotte aber keuchte schon schwer und rang nach Luft.

„Schatz da haben wir aber noch viel Arbeit vor uns. Wenn du schon jetzt, wo wir noch gar nicht angefangen haben, so außer Atem bis. Schau bei Svenja ist noch nichts passiert.“ sagte Herr Schäfer und holte sein Telefon aus der Tasche am Gürtel.

„Siehst du, Svenja ist erst bei 90 und du schon bei über 120.“ sagte Herr Schäfer nach dem er auf das Telefon geschaut hatte.

„Häää, was meinst du Papa. ... Ich kann nicht mehr können wir umdrehen.“ sagte Charlotte und stützte ihre Arme auf die Knie.

„Du bist lustig Schatz, wir haben ja nicht einmal angefangen. Aber ich habe schon eine Idee wie wir das ausgleichen können.“ sagte Herr Schäfer und legte seine Hand auf den Rücken seiner Tochter.

Svenja hatte verstanden, dass Herr Schäfer offensichtlich über die Armbänder die Herzfrequenz der Kinder ablesen konnte. Sie wusste nicht so recht ob sie davon fasziniert oder erschrocken sein sollte, aber es war eine logische Funktion der Armbänder.

Aber dann konnte Svenja nicht mehr darüber nachdenken, denn sie hatte sich umgeschaut und erkannt welche fantastische Aussicht sie von hier oben hatte. Auf der Landseite konnte sie über alle Häuser schauen und im Hintergrund war eine große Wasserfläche zu sehen, es musste ein Fjord sein und ihr Haus musste sich auf der Landzunge befinden. Auf der anderen Seite war das offene Meer zu sehen. Das hatte Svenja so noch nie gesehen. Sie schaute sich fasziniert um und war überwältigt.

„Na Svenja hast du das schon mal gesehen?“ fragte Herr Schäfer als er bemerkt hatte wie überwältigt Svenja davon war.

„Nein noch nie, es ist wunderschön.“ sagte Svenja voller Begeisterung.

„Ich war schon mal mit meinen Eltern in Kiel, aber das hier ist anders.“ fügte sie hinzu.

„Ja Svenja das hier ist die Nordsee und hier geht das Wasser auch nicht weg bei Ebbe wie an unseren Nordseeküste. Schön nicht war“ sagte Herr Schäfer mit einem gewissen Stolz über den von ihm ausgewählten Urlaubsort.

Charlotte hatte sich inzwischen wieder so weit beruhigt, dass die wieder gerade stehen konnte.

„So Kinder dann mal runter an den Strand, Svenja und ich wollen ja auch mal unseren Puls etwas fordern.“ sagte Herr Schäfer und begann den Abstieg in Richtung Strand.

Das war nicht so anstrengend aber man musste sich stark konzentrieren um nicht das Gleichgewicht im losen Sand zu verlieren. Am Fuße der Düne lag ein ca. 100 Meter breiter Sandstrand. Diesen überquerte Herr Schäfer wieder im Laufschritt in Richtung Wasser. Der Sand war auch locker und es kostete mehr Kraft drauf zu laufen, als es auf dem Schotterweg der Fall war.

Etwa 20 Meter vor dem Wasser gab es einen Bereich der ganz glatt und hart war. Hier war der Sand von den Wellen in der Nacht feucht und glatt gemacht worden, darauf konnte man fast so leicht laufen wie auf Asphalt. Herr Schäfer drehte sich um und lief darauf ein Stück rückwärts um Svenja und Charlotte etwas zu sagen. „So Kinder, wir laufen jetzt Richtung Norden. Um die unterschiedliche Fitness zwischen euch beiden auszugleichen, läuft Charlotte auf dem harten Sand und Svenja du läufst mit mir auf dem weicheren Sand.“

Dann drehte sich Herr Schäfer wieder um und lief ein kleines Stück weiter nach rechts um in den weicheren Sand zu kommen. Die Leine für Charlotte war dabei lang genug damit sie auf dem harten Sand bleiben konnte. Herr Schäfer zog das Tempo ganz leicht an und Svenja blieb zunächst zusammen mit Charlotte hinter Herr Schäfer. Dabei lief sie mal ein paar Schritte auf dem harten Sand und ein Paar in dem weichen. Sie achtete nicht so genau auf ihren Weg, denn sie schaute sich am Strand um, es war ja alles neu für sie. Mal lagen Muschelschalen in Sand oder sie kamen an größeren Teilen Treibgut vorbei, welches in der Nacht angespült worden war.

Auch waren die Drei nicht alleine am Strand, es gab viele Urlauber die hier am Morgen Sport machten oder ihre Hunde Gassi führten. Auch kamen ihnen andere Eltern mit ihrem Nachwuchs an der Leine entgegen. Diese Methode der „Motivation“ am Morgensport schien hier für die Kinder verbreitet zu sein.

„Papa, nicht so schnell ich kann nicht mehr“ maulte Charlotte nach weniger als 10 Minuten.

Daraufhin zog Herr Schäfer sein Smartphone aus der Halterung und überprüfte den Puls von Charlotte und Svenja. Dann schaute er nach hinten, „Schatz nicht reden, dann hast du mehr Luft für das Laufen.“

„Du bist ein alter Schleifer Papa, wir sind doch nicht beim Militär!“ keuchte Charlotte dann.

Dann schaute Herr Schäfer erneut nach hinten, „Svenja du schummelst ja, komm bitte mal her. Du läuft ab jetzt neben mir so dass ich dich sehen kann.“

Dann griff er nach der Leine an seinem Gürtel die zu Svenja führte und zog sie langsam zu sich her bis sie neben ihm lief, dann lies der die Leine wieder los und sie hing in einem Bogen zwischen ihm und Svenja. So war Svenja gezwungen im weichen Sand zu laufen. Sie spürte die Anstrengung auch und ihr wurde langsam warm.

„Svenja, du machst das gut. Bist du zuhause auch schon mal gelaufen? Also so sportlich meine ich.“ fragte Herr Schäfer dann beiläufig während es immer weiter in Richtung Norden ging.

„Nein Herr Schäfer, nur in der Schule. Da machen wir das zu Beginn der Sportstunde immer für 10 Minuten und manchmal machen wir 1000 Meter lauf.“ sagte Svenja.

„Und macht es dir Spaß? Es ist sehr wichtig das du Sport machst, auch außerhalb der Schule. Wenn du was findest was dir Spaß macht ist es um so leichter.“ sagte Herr Schäfer.

„Ich weiß nicht, es ist schon anstrengend“ sagte Svenja.

„Naja das ist Sport immer, darum geht es ja. Aber es kann trotzdem Spaß machen. Gerade wenn man Erfolg hat. Wir werden die Strecke jeden Tag etwas erhöhen und du wirst sehen, dass es jeden Tag auch leichter wird. Dass ist dann Erfolg.“ erklärte Herr Schäfer.

„Wenn Sie das sagen!“ gab Svenja zu Antwort.

„Aber soll ich ehrlich sein?“ fragte sie danach mehr rhetorisch.

„Aber selbstverständlich Svenja, wir erwarten von dir das du zu uns immer ehrlich bist und alles sagst was die auf der Seele liegt.“ sagte Herr Schäfer mit ernster Stimme und schaute dabei auch genauso ernst zu Svenja.

„Ja ist schon klar. Ich meine nur also, … momentan gefällt mir hier beim Laufen am besten, dass ich mich nicht so eingeengt fühle. … Es tut gut, sich mal richtig bewegen zu können. … Gestern war ich fast den ganzen Tag gefesselt, … Oh fixiert meine ich natürlich.“ sagte Svenja und grinste Herr Schäfer frech ins Gesicht.

„Du warst gestern lange und streng gesichert Svenja, das ist richtig. Es war aber leider auch notwendig und dein Verhalten hat es nicht einfacher gemacht. Ich denke aber es muss nicht so bleiben. Aber du siehst ja, dass Sport daher so wichtig ist. Leider haben wir das bei Charlotte etwas vernachlässigt, das ist unsere Fehlen sie muss jetzt mühsam daran arbeiten.“ sagte Herr Schäfer und holte sein Telefon erneut aus der Halterung.

„OK 2 Minuten gehen!“ sagte er nachdem er die Werte abgelesen hatte.

Svenja ging in langsamen Schritten um sich etwas zurück fallen zu lassen. Dann konnte sie Charlotte neben sich sehen. Die konnte nicht mehr sprechen und der Schweiß tropfte ihr aus dem Gesicht, auch auf dem T-Shirt waren überall nasse Stellen zu sehen. In dem Moment empfand Svenja Mitleid für Charlotte, sie musste sich offensichtlich sehr angestrengt haben um bis hierher mithalten zu können. Auch Svenja merkte jetzt das ihr deutlich wärmer geworden war und sich einzelne Schweißperlen auf ihre Stirn bildeten.

„Schatz, langsam weiter gehen und tief durch atmen. … Deine Kondition ist wirklich schlecht, das tut mir leid. Ich habe gerade mit Svenja darüber gesprochen, dafür sind natürlich Mama und ich verantwortlich und wir werden das wieder ändern damit es dir leichter fällt. Aber glaube mir nach dem Urlaub bist du wieder fit und dann müssen wir das zuhause nur halten.“ sagte Herr Schäfer zu Charlotte und drückte sie kurz an sich.

„Papa ich kann nicht mehr bitte!“ keuchte Charlotte nachdem sie wieder etwas zu Atem gekommen war.

„Ach Schatz, ich kann auf dem Telefon ablesen wann du nicht mehr kannst. Komm schon. Ich mache dir einen Vorschlag, wir kehren jetzt um und laufen im gleichen Tempo zurück. Du, wieder auf dem feuchten Sand und wir auf dem losen.“ sagte Herr Schäfer und wechselte die Richtung.

Nach einem kurzen Moment hatte er auch die Leinen so sortiert, dass es im gleichen Modus Richtung Süden ging. Svenja lief aber jetzt neben Charlotte, weil sie ihr Gesellschaft leisten wollte und auch nicht besonders Lust hatte weiter mit Herr Schäfer zu reden, zumal auch Svenja langsam merkte wie anstrengend und schweißtreibend das Laufen im weichen Sand war. Herr Schäfer drehte sich in unregelmäßigen Abständen um und schaute ob Svenja auch wirklich im weichen Sand lief.

Während sie alle so weiter Richtung Süden liefen, dachte Svenja über die Frage von Herr Schäfer nach. Macht Laufen spaß? Also für Charlotte bestimmt nicht, sie quälte sich von Schritt zu Schritt. Aber für Svenja fühlte es sich schon irgendwie gut an. Der gesteigerte Puls und die wiederkehrenden Bewegungen, gerade die Armen, fühlten sich viel besser an als im Auto oder an einer der blöden Stangen angebunden zu sein. Also entschied Svenja, dass ihr das laufen Spaß machte. Zumal sie ja wahrscheinlich in den nächsten Wochen nicht darum herum kommen würde. Also hielt sie sich an Charlottes Rat immer das Beste daraus zu machen.


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