Der Werdegang der Familie Marson

Kapitel 13.8 : Die Sommerferien, Mittagessen und Shoppen

Svenja und Charlotte lagen immer noch in ihren Hausanzügen mit dem darüber liegendem Gurtgeschirr angeschnallt auf den Liegen auf der Terrasse und unterhielten sich über Teenager Themen. Sie hatten die Eltern von Charlotte nicht weiter beachtet, diese hatte sich über eigene Themen unterhalten. Es war aber einige Zeit vergangen und Frau Schäfer stand plötzlich neben den beiden Mädchen an den Liegen.

„So Kinder, es ist schon spät und wir haben beschlossen jetzt einkaufen zu gehen und dabei gleich außer Haus Mittag zu essen.“ unterbrach Frau Schäfer Svenja und Charlotte.

„Svenja, setz dich bitte mal auf die Kante damit ich dich losmachen kann.“ sagte Frau Schäfer dann zu Svenja.

Sie folgte der Aufforderung und Frau Schäfer konnte mit einem kleinen Schlüssel die Leinen lösen die Svenja auf dem Liegestuhl festhielten. Als die Leinen gelöst waren, nahm Frau Schäfer die Schlaufe im Rücken von Svenja in die Hand und zog daran, so das Svenja aufstehen konnte und auch musste. So wurde Svenja dann in den Umkleideraum neben den Eingang geführt. Nachdem die Türen geschlossen waren, wurde ihr das Gurtgeschirr abgenommen. Als nächstes hat Frau Schäfer dann den Hausanzug geöffnet und Svenja solle ihn eingenständig ausziehen und auf einen Bügel hängen. Nachdem das erledigt war, sollte Svenja ihre Arme gerade nach vorne ausstrecken und Frau Schäfer legte ihr den Sicherheits-BH an und verschloss ihn fest hinter Svenjas Rücken. Auf der einen Seite war Svenja froh eine BH an zu bekommen wenn sie das Haus verlassen würde, aber auf der anderen Seite war diese Modell nicht gerade das bequemste was sich Svenja in ihren Ferien vorstellen konnte.

Als nächstes hat Svenja von Frau Schäfer eine neues weißes T-Shirt und den roten Kapuzenpulli von der Anreise bekommen, welche sie selbst anziehen sollte.

Nachdem sie beides angezogen hatte, hatte Frau Schäfer schon die Latzhose vom Vortag in der Hand und wollte sie Svenja anziehen.

„Aber ist der Hoody nicht viel zu warm für diesen schönen Sommertag, Frau Schäfer“ fragte Svenja.

„Ach Svenja, du weißt doch das ist meine Sorge und nicht deine. Wir sind hier an der See und ausziehen können wir es immer noch. Aber wenn du erst krank bist ist es zu spät.“ erklärte Frau Schäfer freundlich.

Dann musste Svenja auch schon in die Latzhose einsteigen und Frau Schäfer schloss alles sorgfältig und die Hose legte sich eng um Svenjas Körper. Allerdings konnte sie sich ohne die Windel darin besser und leichter bewegen wie am Vortag. Aber Frau Schäfer schien noch nicht fertig zu sein und holte auch noch ein Gurtgeschirr aus Leder aus dem Regal hervor. Svenja starrte es kurz an während Frau Schäfer es entfaltete und die Riemen sortierte. Dann lies sie frustriert die Schultern und den Kopf hängen und sagte niedergeschlagen mehr zu sich selbst „echt jetzt!“

„Ja selbstverständlich Svenja! Es ist Vorschrift und du brauchst es auch. Komm schon, Arme vor bitte!“ sagte Frau Schäfer und Svenja folgte der Anweisung. Sie wusste das sie keine Wahl hatte.

Es handelte sich um das gleiche Disziplin-Geschirr welches ihr auch im Laden und an der Grenze von Frau Schäfer angezogen worden war. Sie wusste, dass es unangenehm werden konnte wenn Frau Schäfer stark an der Handschlaufe im Rücken zog und damit die Schrittgurte verengen konnte. Aber so im „Ruhezustand“ spürte Svenja es kaum über der eng anliegenden Latzhose. Nach dem Anlegen testete Frau Schäfer aber die Funktion und führte Svenja mit mäßigem Zug zu den Stangen im Umkleideraum wo sie aufgefordert wurde ihre Armbänder einzurasten. Diese Aufforderung kam Svenja auch umgehend nach und war sehr froh, dass Frau Schäfer sofort danach die Schlaufe wieder locker ließ. Das Geschirr erfüllte seine Zweck sehr gut und effizient, dachte sich Svenja als sie wieder sicher und hilflos gefesselt war.

Als Nächstes wurde Charlotte in den Umkleideraum geholt und auf gleiche Weise wie Svenja eingekleidet, auch sie hat das gleiche Disziplin-Geschirr bekommen.

Auch Charlotte wurde für einige Minuten an einer der Stangen befestigt, damit sich Frau Schäfer selbst für den Ausflug bereitmachen konnte. Das Warten mit angebundenen Händen war für Svenja immer noch sehr komisch und natürlich auch langweilig. Aber glücklicherweise dauerte es nicht zu lange bis Herr und Frau Schäfer kamen und Svenja und Charlotte zum Auto geführt haben um sie dort in den Kindersitzen anzuschnallen.

Die Fahrt in die nächst gelegene Stadt dauerte weniger als eine Stunde und Herr Schäfer stellte das Auto auf einem großen Parkplatz in der Nähe der Innenstadt ab. Dort wurden Svenja und Charlotte dann nach dem Aussteigen zusätzliche kurze Leinen am Gurtgeschirr befestigt. Die Leine von Svenja hat sich Herr Schäfer am Gürtel befestigt und die Leine von Charlotte hat sich Frau Schäfer um das Handgelenk gebunden. Als es aber dann zu Fuß weiter Richtung Innenstadt ging, haben die Schäfers jeder mit eine Hand die Schlaufe im Rücken der Kinder in die Hand genommen um die Kinder noch kürzer zu halten.

Das Gefühl so direkt und unmittelbar in der Öffentlichkeit geführt zu werden, war für Svenja ein komisches Gefühl. Sie musste immer genau mit Herr Schäfer schritthalten. Auf den ersten Meter musste Herr Schäfer sehr häufig mit leichten Zügen an der Schlaufen eingreifen und Svenja korrigieren, was immer auch die Disziplinfunktion in dem Geschirr aktivierte.

Als sie nach ca. 10 Minuten Fußmarsch auf einem kleinen Marktplatz ankamen, hatte Svenja sich schon etwas daran gewöhnt und hatte gelernt was Herr Schäfer von ihr verlangte. Auf dem Marktplatz gab es in der Mitte einen Springbrunnen und ringsum kleine Geschäfte und Kaffees. Die Stadt war sehr auf Touristen ausgerichtet und es standen vor allen Geschäften kleine Auslagen mit Souvenirs und Postkarten.

Als sich Herr und Frau Schäfer einen dieser Auslagen ansahen ließen sie die Schlaufen der Kinder los und Svenja und Charlotte konnte sich ca. einen Meter von ihren Aufpassern entfernen. Erst da hatte Svenja die Gelegenheit sich etwas genauer umzusehen, da sie sich nicht mehr so stark auf die Kommandos von Herr Schäfer konzentrieren musste.

Auf dem Platz war starkes treiben. Viele Eltern waren mit ihren Kinder zum Bummeln in der Stadt. Dabei viel Svenja auf, dass nahezu alle Kinder bis 14 Jahren an einer Leine von ihren Eltern geführt wurden. Aber auch bei den Jugendlichen über 15 Jahren war es noch die überwiegende Mehrheit. Es war offensichtlich hier vollkommen normal die Kinder und Jugendlichen an Leinen zu führen. Die Meisten hatten auch sichtbare Gurtgeschirre an. Auch bei den wenigen Jugendlichen bei denen keine Leine zu sehen war, erkannte Svenja das diese alle Latzhosen anhatten und auffällig nahe bei ihren Eltern standen oder gingen. Einige der Jugendlichen mit Leinen kamen Svenja auch erstaunlich alt vor. Einen Jungen schätzte sie auf über 25 Jahr, er hatte schon einen Bart, der ein paar Tage nicht rasiert war, im Gesicht und ein sehr stabil aussehendes dickes Gurtgeschirr aus Gummi oder Kunststoff um seinen Oberkörper an dem ein Stahlseil zu seinem Aufpasser, der wohl sein Vater war, führte.

Bei den jüngeren Kinder beobachtete Svenja auch, dass es immer mal wieder kleine Kämpfe mit den Eltern gab. Weil die Kinder in eine andere Richtung gehen wollten, sich etwas ansehen wollten oder einfach unaufmerksam waren. In dem meisten Fällen hatten die Kinder keine Chance, die Eltern hatten einfach an den Leinen gezogen und die Kinder mussten gehorchen. Svenja konnte bei einem älteren Jungen, der in ihrer Nähe stehengeblieben war, sehen, dass auch er eine Art Disziplinfunktion oder Straffunktion in seinem Geschirr haben musste, denn als sein Vater weitergehen wollte, hatte er nicht auf seinen Vater geachtet sondern Blickkontakt zu Svenja aufgenommen und lächelte sie an. Aber als sein Vater an der Leine zog, konnte Svenja sehen wie sich sein Gesicht vom Lächeln in ein mit Schmerz gefülltes Gesicht verwandelte. Svenja tat der Junge leid, er wurde von seinem Vater bestraft nur weil er einen kurzen Moment ihm gegenüber unaufmerksam war.

Eine andere Szene beobachtete Svenja am Brunnen in der Mitte des Platzes. Ein vielleicht 10 bis 12 Jahre altes Mädchen stand am Brunnen und schien mit irgendetwas im Wasser zu spielen. Die Mutter hatte die Leine in der Hand, zog leicht daran und sagte auch etwas zu dem Mädchen, was Svenja aber nicht hören konnte. Das Mädchen wollte wohl aber noch nicht weg von dem Brunnen und die Mutter zog stärker an der Leine. Daraufhin hielt sich das Mädchen mit den Händen an der Brunnenmauer fest um mit ihre Mutter zu kämpfen. Dann gab die Mutter dem Mädchen eine stärkeren Ruck an der Leine, so dass das Mädchen die Mauer loslassen musste. Das Mädchen zog immer noch gegen ihr Gurtgeschirr, auch als sie schon fast einem Meter von der Mauer entfernt war. Dann sah es so aus, als dass die Mutter das Mädchen am Geschirr gepackt hatte und zu sich gedreht hatte um mit ihr zu Schimpfen. Aber wenige Augenblicke später nahm die Mutter etwas aus ihre Handtasche und griff nach der rechten Hand des Mädchens und Svenja konnte sehen, wie eine kurze Stange an dem Handgelenksring, den hier wohl alle Minderjährigem tragen mussten, des Mädchens befestigt wurde. Dann hat die Mutter ihre beide Arme auf dem Rücken gezogen und mit dem anderen Ende der Stange am linken Handgelenk verbunden. Jetzt waren die Hände des Mädchens auf dem Rücken gefesselt und das Mädchen gab jeden Widerstand auf. Dann nahm die Mutter wieder die Leine in die Hand und beide haben den Platz verlassen. Da sie dabei fast bei Svenja vorbei gekommen sind, konnte sie sehen, dass das Mädchen Tränen in den Augen hatte und sie diese nicht einmal wegwischen konnte, weil ihre Hände auf dem Rücken festgehalten wurden.

Svenja hatte für den Moment genug gesehen und drehte sich wieder zu ihrem Aufpasser um, um nicht zu verpassen wenn sie selbst gehorchen musste. Denn ihr war klar, dass die Schäfers sich den Sitten und Gebräuchen in diesem Land angepasst hatten und keinen Moment zögern würden auch Svenja wie alle anderen Kinder und Jugendlichen hier zu behandeln.

Kurze Zeit später griff Herr Schäfer auch wieder nach der Schlaufe von Svenja und es ging ein paar Schritte weiter. Alles in allem empfand Svenja die Situation merkwürdig, aber da keiner sie komisch anschaute und offensichtlich die gesamte Umgebung es als normal ansah, dass alle Minderjährigen an Leinen gebunden waren, begann Svenja langsam damit ihre Situation zu akzeptieren.


Nach gut einer halben Stunde auf dem Marktplatz wurde es für Svenja und Charlotte langweilig. Sie hatten inzwischen auch begonnen sich von der Situation abzulenken und ihr Gespräch von der Terrasse weiter geführt. Das was sich die Eltern angesehen hatten war nicht interessant für zwei Teenager. Die Eltern hatten nach einiger Zeit die Beiden auch nicht mehr an den Schlaufe gehalten, sondern ihnen die ganze Leine an Bewegungsfreiheit gelassen. Aber auch mit dem guten Meter an Freiheit die die Leine bot, mussten Svenja und Charlotte noch darauf achten, wenn die Eltern einige Schritte weiter machten. Charlotte war das schon von vorangegangenen Einkaufstouren in diesen Urlauben gewöhnt. Aber auch Svenja hatte schnell bemerkt, dass sie immer mit einem Auge auf Herr Schäfer achten musste, genauso wie es Charlotte mit ihre Mutter machte.

Dabei achteten die Kinder aber nicht auf das Gespräch der Erwachsenen und so kam es einigermaßen überraschend für Svenja, als sie wieder von Herr Schäfer an der Schlaufe gepackt wurde und mit einem kurzen Ruck daran ihre volle Aufmerksamkeit wieder auf Herr Schäfer gelenkt wurde. „So Kinder, jetzt gehen wir rüber in die Kantine und essen was.“ sagte Herr Schäfer und lenkte Svenja in die Richtung eine Gasse die auf den Marktplatz mündete. Das Ganze kam etwas unerwartet, aber im Grunde hatte Svenja auch inzwischen Hunger bekommen und hatte daher auch keine Einwände dagegen.

Auch Charlotte und ihre Mutter schlugen den gleiche Weg ein. Nach einigen Kurven und Abbiegungen in den kleinen Gassen war die Gruppe nach wenigen Minuten an einem größeren und auch moderneren Gebäude angekommen. Als die Gruppe dann durch eine der automatischen Türen gegangen war, konnte Svenja erkennen, dass es sich um das Einkaufszentrum handeln musste. Es hatte nur eine Etage aber unterschied sich sonst kaum einem Einkaufszentrum dass sie aus ihrer Heimat kannte. Auf der einen Seite von einem breiten Gang gab es kleine Geschäfte und auf der anderen Seite einen großen Supermarkt und einen Elektrogeräteladen.

Nachdem alle gemeinsam einige Meter den großen Gang entlang gegangen waren, öffnete sich ein größerer Bereich auf der Seite wo zuvor die kleinen Geschäfte waren. In diesem Bereich standen viele Tische mit Stühlen wo auch schon viele Menschen an den Tischen saßen und gegessen hatten. Der Bereich war durch einige Pflanzen von dem Gang abgegrenzt. Ungefähr in der Hälfte konnte man einen Eingangsbereich erkennen. Auf diesen Eingang wurden Svenja und Charlotte zugesteuert und es war klar dass man offensichtlich dort essen wollte.

Im Eingangsbereich stand ein kleines Stehpult hinter dem eine Mitarbeiterin stand. Als die Familie das Pult erreichte schaute die Frau kurz auf einen Bildschirm der sich auf dem Pult befand, und begrüßte dann die Familie, „Herzlich willkommen in unserem Gastronomie Zentrum Familie Schäfer!“

Svenja war verwirt, wieso die Schäfers hier mit Namen angesprochen wurden. Waren sie hier Stammgäste und immer noch vom letzten Urlaub bekannt? Svenja lächelte aber nur höflich und Herr Schäfer übernahm sofort das Gespräch.

„Guten Tag, wir würden gerne zu Mittag essen. 2 Erwachsene und 2 Kinder.“ sagte Herr Schäfer.

Daraufhin schaute die Frau erneut auf den Bildschirm und sprach nach einem kurzen Blick weiter zu Herrn Schäfer. „Ok, die Kinder sind beide 16 Jahre alt. Kennen Sie schon unser neues Sicherheitssitzsystem?“ fragte die Frau dann Herrn Schäfer.

Svenja war immer mehr überrascht. Woher wusste die Frau das Alter von Charlotte und ihr? Und es war offensichtlich auch so, dass die Frau die Familie Schäfer nicht persönlich kannte. Svenjas Neugier war so groß, dass sie sich etwas nach vorne beugte um auf den Bildschirm auf dem Pult zu schauen. Sie konnte für einen sehr kurzen Moment zwei Fotos auf dem Bildschirm erkennen; eines von sich selbst und das andere zeigte Charlotte. Daneben waren noch weitere Informationen in Form eine Tabelle zu sehen, die Svenja aber nicht erkennen konnte, denn sie wurde augenblicklich zurückgezogen von ihrem Gurtgeschirr. Herr Schäfer hatte an der Schlaufe gezogen und hielt auch den Zug danach noch eine Weile aufrecht. „Svenja, bitte benimm dich!“ folgte auch gleich noch die verbale Zurechtweisung.

Die Frau am Empfang ging nur mit einem freundlichen und verständnisvollem Lächeln Svenja gegenüber darauf ein. Dann schaute sie wieder fragend zu Herr Schäfer, der auch gleich weiter sprach, „Entschuldigen Sie bitte, Svenja ist unser Pflegekind in diesem Urlaub und für sie ist alles noch sehr neu. Bitte erklären sie uns kurz ihr Sitzsystem.“

„Ja gerne, wir bieten seit einigen Monaten alle 4 Klassen von Sitzplätzen an, die den Richtlinien der nationalen Kinder- und Jugendschutzverordnung entsprechen. Alle Sitzplätze sind nach der Klasse 1 ausgerüstet. Das bedeutet Sie können ihre Kinder mit einem einfachen Sitzgurt auf der Bank sichern und alle Plätze haben unter der Tischplatte 2 Klick-Fix Halterungen für die Ausweisringe der Kinder.“ Die Frau schaute bei ihren Ausführungen immer abwechselnd zu Herr und Frau Schäfer.

„Die Plätze mit der Klasse 2 sind mit ergonomischen Stühlen ausgerüstet, wo Sie alle Möglichkeiten der Persönlichen Schutzausrüstung ihre Kinder ausnutzen können. Die Klasse 3 hat zusätzlich noch die Möglichkeit die Füße zu sichern und verfügt über einigen elektronische Einstellmöglichkeiten bei der Sicherung mit der persönlichen Schutzausrüstung sowie zusätzlichen Armlehnen mit Klick-Fix Halterungen.“ Svenja verstand nicht alle Begriffe aber sie war sich sicher, dass es sich bei dem Begriff „Schutzausrüstung“ um das Gurtgeschirr handeln musste was sie bereits an ihrem Körper hatte und mit dessen Hilfe sie auf dem Stuhl angebunden werden sollte.

„Die Klasse 4 erfreut sich immer größere Beliebtheit in letzter Zeit. Denn dort haben Sie auch die Möglichkeit alle Erziehungsfunktionen die die Richtlinie vorsieht einzusetzen. Leider haben wir dort die Nachfrage nicht ganz richtig eingeschätzt und ich kann ihnen heute keinen Platz der Klasse 4 anbieten, da alle schon in Benutzung sind.“

„Das ist kein Problem, die Kinder sind heute einigermaßen brav.“ sagte dann Frau Schäfer.

„Ok Ich kann ihnen eine Tisch mit Stühlen der Klasse 3 gleich hier vorne am Gang anbieten oder einen Tisch mit Stühlen der Klasse 2 dort direkt am Fenster“ sagte die Bedienung und zeigte mit der Hand auf die entsprechenden Plätze. Herr Schäfer entschied sich sofort für die Plätze am Fenster ohne mit seiner Frau darüber zu beraten; ihm war offensichtlich die Aussicht wichtiger als die Schutzklasse der Kinderstühle. Somit ging die Familie dann in Richtung Fenster. Der angegebene Tisch stand direkt am Fenster und links und rechts standen je zwei Stühle und eine weitere dem Fester gegenüber. Svenja konnte sehr schnell erkennen, dass sich die Stühle voneinander unterschieden. Die beiden Stühle auf der linken Seite sahen aus wie normale Stühle wie in jeden anderen Restaurant, mit dem kleinen Unterschied, dass sich am hinteren Ende der Sitzfläche auf beiden Seiten Anschnallgurte befunden hatten, wie im Bus oder einem Flugzeug.

Die andere drei Stühle allerdings hatten mit normalen Stühlen nicht viel gemeinsam, sie erinnerten mehr an Traip-Trapp Stühle, an denen im hinteren Bereich noch ein wuchtiges Brett geschraubt worden war. Svenja konnte sich denken dass diese Stühle wohl für sie selbst und Charlotte vorgesehen waren. Aber auf der anderen Seite konnte Svenja sich nicht vorstellen wie sie darauf sitzen sollte. Den ersten Stuhl den sie genauer betrachtete, hatte eine sehr kurze Sitzfläche, so dass auch kleine Kinder ihre Beine anwinkeln konnten wenn sie ganz mit dem Rücken an der Lehne sitzen würden. Dann war die Sitzfläche so hoch, dass Svenja mit den Beinen unter den Tisch stoßen würde und dann gab es noch ein Brett das offensichtlich für die Füße gedacht war und für Svenja oder Charlotte viel zu hoch war um ihre Füße darauf abzustellen. Der danebenstehende Stuhl sah im Grunde genauso aus, aber die Sitzfläche war etwas weiter vorgezogen und auch etwas niedriger wie bei dem Ersten. Also musste das ganze offensichtlich einstellbar sein.

Als alle am Tisch angekommen waren erkannte auch Herr Schäfer die Situation und übergab die Schlaufe von Svenja an seine Frau. „Kannst du bitte mal Svenja einen Moment halten“ fragte er seiner Frau und zog Svenja ein Stück zur Seite so dass seine Frau die Schlaufe nehmen konnte und Svenja einen Schritt zur Seite machen musste. Dann schaute sich Herr Schäfer den Stuhl der dem Fenster gegenüber stand genauer an. Auf der Rückseite an dem merkwürdig aussehenden Brett gab es drei große Heben, die Herr Schäfer dann auch gleich ausprobierte. Mit dem Ersten konnte das Brett für die Füße in der Höhe und auch in der Tiefe verstellt werden. Also auch nach vorne und hinten gezogen werden. Mit dem zweiten Heben war das Gleiche für die Sitzfläche möglich. Herr Schäfer stellte bei diesem Stuhl die Sitzfläche auf die unterste Stufe und zog sie auch nach ganz vorne. Das Fußbrett schob er auch auf die unterste Stufe aber auch nach ganz hinten. In dieser Einstellung konnte sich Svenja, die alles genau beobachtet hatte, schon mehr vorstellen darauf sitzen zu können.

„So Svenja, bitte setz dich mal drauf ob das so passen kann.“ sagte Herr Schäfer als er mit den Einstellung fertig war.

„Aber Schatz, sollten die Kinder nicht besser beider an der langen Seite des Tisches sitzen?“ fragte Frau Schäfer als einen Einwand.

„Ja natürlich, aber ich wollte ja erst mal ausprobieren wie das alles funktioniert.“ sagte Herr Schäfer und schaute Svenja auffordernd an. Svenja spürte wie Frau Schäfer die Schlaufe im Rücken losgelassen hatte und machte einen Schritt auf den Stuhl zu. Es war ein komisches Gefühl aber auch irgendwie aufregend. Aber dann kam ihr in den Sinn wie peinlich es sein müsste sich auf so einen Stuhl zu setzten und Svenja schaute sich kurz um ob sie von irgendjemanden beobachtet wurde. Aber sie konnte sehr schnell feststellen, dass niemand der anderen Gäste eine Notiz davon nahm, dass die Schäfers gerade mit dem Einstellen der Stühle beschäftigt waren. Außerdem konnte sie viele andere Jugendliche sehen die auch in solchen Stühlen saßen und einfach nur am Essen waren.

Svenja wurde aus ihren Gedanken gerissen als Herr Schäfer sie am Arm anfasste und auf den Sitz schieben wollte. „Hallo Kind, nicht Träumen. Wir wollen doch heute noch essen.“ sagte Herr Schäfer als würde er mit einer Sechsjährigen sprechen. Svenja blieb nichts anderes übrig, als sich auf den Stuhl zu setzten. Das war auch nicht so schwierig; die Höhe der Sitzfläche war gerade so, dass Svenja sich ohne Probleme darauf setzten konnte. Auch passte es normal zur Höhe der Tischfläche. Sie konnte auch normal den Boden mit ihre Füßen erreichen, nur drückte ihr das Brett, dass eigentlich für die Füße gedacht war, etwas in die Hacken.

„OK, ich sehe schon wie es passen müsste!“ sagte dann Herr Schäfer ohne das ihn die Meinung von Svenja interessierte. Dann begann er sofort die beiden anderen Stühle einzustellen, wobei Svenja aber nicht sehen konnte wie die Einstellungen genau waren, da der Tisch dazwischen war. Auf den Stuhl am Fenster sollte sich dann Charlotte setzten, was sie auch machte. Nachdem sie Platz genommen hatte wurde noch mit dem dritten Hebel das hintere Brett in der Länge so weit nach oben gestellt, dass es genau auf der Höhe von Charlottes Schultern endete. Dort wurde dann zwei Gurtbänder herausgezogen und bei Charlotte an den Schulter mit ihrem Gurtgeschirr verbunden. Die Gurtbänder aus dem Brett, das jetzt auch als Rückenlehne diente, waren ausrollbar so dass Charlotte sich noch nach vorne beugen konnte. Danach wurden noch sehr ähnliche Gurtbänder an den Seiten auf Bauchhöhe befestigt, so dass Charlotte nicht mehr auf der Sitzfläche nach vorne rutschen konnte.

Als nächstes sollte Svenja auf den Stuhl neben Charlotte wechseln. Der Bitte von Herr Schäfer kam sie auch ohne Widerrede nach. Aber sie stellte auch schnell fest, dass Herr Schäfer die Stühle doch etwas anderes eingestellt hatte. Zum einem war die Sitzfläche etwas höher, was dazu führte, dass Svenja einen sehr hohen Überblick über den Tisch hatte. Aber was auch dazu führte, dass sie nicht so einfach auf den Sitz kam. Auch war das Fußbrett ganz nach vorne gezogen und Svenja war gezwungen ihre Füße auf des Brett zu stellen; ein Kontakt zum Boden war nicht mehr möglich solange sie mit ihrem Po ganz hinten auf der Sitzfläche saß. Aber dazu wurde sie auch gezwungen, als Herr Schäfer die Bänder an den Seiten an ihren Gurtgeschirr befestigt hatte. Als auch bei ihr die beiden Rollgurte an den Schultern befestigt waren, spürte Svenja wie diese einen konstanten Zug auf ihren Oberkörper ausübten. So konnte sie sich zwar vorbeugen, aber das war auf Dauer anstrengend und sie lehnte sich ganz automatisch wieder nach hinten an die Rückenlehne an. So wurde sie von dem Stuhl in eine bestimmte Körperhaltung gezwungen; diese war nicht unbequem und schien auch ergonomischen Vorgaben zu genügen, aber dass sie sich relativ wenig bewegen konnte war sicher auf Dauer nicht nur angenehm.

„So Kinder, wir gehen jetzt zum Tresen und holen etwas zu Essen.“ sagte Frau Schäfer zu Svenja und Charlotte. Worauf Svenja sehr überrascht reagiert hatte, da sie gedanklich noch mit dem Stuhl beschäftigt war.

„Ja Svenja, das ist ein Selbstbedienungsrestaurant und wir entscheiden was es zu essen gibt.“ sagte Frau Schäfer, als wollte sie Svenja gleich eine Gegenfrage verbieten. Aber so schnell war Svenja gar nicht klar geworden, dass sie ja nicht aufstehen durfte und wohl auch nicht konnte um selbst zur Tresen zu gehen. Und selbst über einen Essenswunsch nachgedacht hatte Svenja auch noch nicht. Frau Schäfer kam auch gleich mit der nächsten Anweisung.

„Ihr müsst aber noch eure Armreifen unter dem Tisch einrasten, sonst dürfen wir euch nicht alleine lassen!“ sagte Frau Schäfer als nächstes und schaute beide erwartungsvoll an. Charlotte hatte sofort verstanden was damit gemeint war und tastete mit ihre Händen den unteren Teil der Tischplatte ab. Svenja beobachtete das zunächst nur und verstand erst langsam was von ihr verlangt wurde; sie sollte sich wie auch schon oftmals im Ferienhaus selbst die Hände fixieren. Svenja fand das wiedermal gemein und unangenehm und überlegte kurz, ob sie nicht einfach so tun sollte als ob sie ihre Armringe eingerastet hätte. Da es unter dem Tisch war, konnte Frau Schäfer das ja nicht so leicht kontrollieren. Also tastete auch Svenja nach den Fixierungspunkten unter den Tisch so wie sie es bei Charlotte gesehen hatte. Sie fand auch die Punkte wo sie die Ringe einrasten sollte. Dann schaute sie wieder zu Charlotte und erkannte schnell das Problem an ihrem Plan. Denn Charlotte hatte es offensichtlich schon geschafft ihre Ringe zu fixieren.

Der Tisch hatte an allen Sitzplätzen je zwei kleine rote LEDs in der Tischkante eingebaut. Svenja hatte diese zunächst nur als reine Zierde betrachtet. Aber jetzt konnte sie bei Charlotte an der Tischkante erkennen, dass die Lampen bei Charlotte plötzlich grün geworden waren. Svenja wurde sofort klar, dass es sich bei den Lampen um Anzeigen handelte, die ihren Plan vereiteln würden. Daran hatten die Konstrukteure des Systems wohl offensichtlich gedacht. So blieb Svenja nichts anderes übrig auch ihre Ringe zu den Rasten zu führen. Aufgrund einer magnetischen Führung war das Einrasten auch ohne Sicht erstaunlich einfach.

Direkt als auch bei Svenja beide Lampen auf Grün umgesprungen waren verabschiedete sich Herr und Frau Schäfer mit einem „Bis gleich und seit schön brav!“ und drehten sich um, um in Richtung der Essensausgabe zu verschwinden.

„Oh man, ist das hier immer so? Es wurde ja an alles gedacht um uns zu ärgern“ sagte Svenja halb zu sich selbst und halb zu Charlotte. Die Tatsache, dass sie schon wieder vollkommen Hilflos warten musste bis die Schäfer sie wieder befreien würden war nicht mehr so schlimm, aber dennoch war die Situation immer noch unangenehm und komisch für Svenja.

„Naja ich denke es will uns niemand ärgern, die Vorschriften hier sind nun mal leider so. Klar ist das nicht schön und ich habe auch das Gefühl, dass es mehr geworden ist als in den letzten Jahren. Ich bin aber sehr glücklich darüber, dass kein Platz der Klasse 4 frei war. Schau mal da drüben. Ich denke das wird so ein Teil sein.“ sagte Charlotte nüchtern und sachlich.

„Wo meinst du genau?“ fragte Svenja zurück. Charlotte konnte ja nicht mit dem Finger darauf zeigen.

„Na da in der Mitte von Restaurant, da sehe ich drei Tische mit Stühlen die anders sind. Die mit der hohen Rückenlehen meine ich. Siehst du das? Also das Ding finde ich wirklich gemein. Und ich befürchte, das Papa das sehr gerne ausprobieren möchte mit uns beiden.“ sagte Charlotte etwas niedergeschlagen.

Svenja suchte mit ihren Augen den mittleren Bereich im Restaurant ab und wurde schnell fündig was Charlotte gemeint haben musste. Der Tisch der ihnen am nächsten war konnte von Svenja gut eingesehen werden. Dort stand ein Stuhl der ihrem eigenen nicht unähnlich war, aber es gab zusätzliche Armlehnen, und die Rückenlehne hatte noch eine Art Kopfstütze die oben aufgesetzt war. In dem Stuhl saß ein Junge den Svenja etwas jünger einschätzte, so 13 oder 14 Jahre alt vielleicht. Der Stuhl stand so, dass Svenja ihn genau von der Seite sehen konnte. Sie konnte erkennen, dass die Füße des Jungen mit einem breiten Lederband auf der Fußplatte festgehalten waren. Die Unterarme und die Hände lagen ruhig auf den Armlehnen. Es waren offensichtlich die Armringe des Jungen auf den Lehnen fixiert waren. Auch verfügte diese Stuhl über die Bänder die zu den Gurtgeschirr des Jungen führten. Das alles machte den Stuhl restriktiver aber nicht zwingend unbequemer. Svenja hing davon aus, dass der Junge sich auch nicht nach vorne beugen konnte; er tat es auch in der Zeit als Svenja ihr beobachtet nicht. Denn was den Stuhl mit Sicherheit unangenehm machen würde, war das Halsband das um den Hals den Jungen befestigt war. Diese schien mit der Halterung der Kopfstütze verbunden zu sein, so dass er seinen Kopf nicht nach vorne beugen konnte.

„Ja, da hast du recht, das ist ja echt gemein. Warum machen die das mit dem armen Jungen? Der muss sich doch dumm vorkommen.“ sagte Svenja zu Charlotte und starrte weiter auf den Jungen.

„Das ist Teil der Erziehung hier, glaube ich.“ sagte Charlotte daraufhin.

Auch die anderen Stühle der Klasse 4 an den drei Tischen waren besetzt und soweit Svenja es erkennen konnte hatten alle die auf den Stühlen saßen so ein Halsband. Es war so aufregend für sie, dass sie ihren Blick nicht davon abwenden konnte.

Nach wenigen Minuten der Beobachtung hatte Svenja erkannt, dass die Famile des Junge der ihr am nächsten saß offensichtlich mit Essen fertig war. Er selbst war wohl schon länger fertig. Die Eltern hatte die Tabletts gerade in die dafür vorgesehenen Wagen gestellt. Der Vater von dem Jungen kehrte zurück zum Tisch und nahm sein Handy zur Hand um darauf etwas zu Tippen. Im gleichen Moment beugte sich er Junge etwas nach vorne und Svenja konnte erkennen, dass sich zwischen dem Halsband und der Kopfstütze ein dünnes Seil befand, das offensichtlich auch eine Art Ausrollfunktion hatte die wahrscheinlich zuvor blockiert war. Der Vater griff dann mit einer Hand in den Nacken des Jungen und löste das Seil vom Halsdand. Dann wurden auch die Bänder an den Schultern und der Seite so wie die Lederriemen an den Füßen gelöst. Dass gleiche geschah mit der Person die neben dem Jungen saß, aber das konnte Svenja nicht so gut erkennen. Dann nahm der Vater erneut sein Handy und entriegelte die Armringe von dem Jungen und der anderen Person. Somit konnten dann beide ihre Hände von den Lehnen nehmen und auch aufstehen. Sofort wurde der Junge von seinem Vater an einer Leine befestigt die er an seinem Gürtel hatte. Das Gurtgeschirr des Jungen hatte aber auch eine Handschlaufe die ebenfalls von dem Vater in die Hand genommen wurde. Eine Frau die auf der anderen Seite stand war offensichtlich die Mutter und war bei der anderen Person genauso verfahren. Auf dem Weg zum Ausgang waren alle vier am Tisch von Svenja und Charlotte vorbeigekommen, und Svenja konnte sehen dass die andere Person wohl die ältere Schwester des Jungen sein musste, die ungefähr im selben Alter von Svenja und Charlotte war.

Als die beiden Kinder aufgestanden waren, war Svenja auch aufgefallen, dass sich beide, sobald ihre Hände frei waren, an den Hals gegriffen haben um dort das Halsband etwas zu bewegen oder sich am Hals zu jucken. Das zeigte Svenja wie unangenehm es sein musste. Auf dem Weg zum Ausgang schaute Svenja der Familie weiter nach und sie konnte sehen, wie die Familie am Ausgang bei der Mitarbeiterin mit dem Pult anhielt. Es wurden einige Worte gewechselt die Svenja auch aufgrund der Entfernung nicht hören konnte. Aber sie konnte erkennen wie die Mitarbeiterin etwas auf ihrem Bildschirm drückte und danach dem Jungen das Halsband abnahm. Dabei konnte Svenja auch erkennen, dass es sich dabei nicht um ein Band handelte sondern um einen Ring der sich in zwei Hälften aufklappen ließ. Nachdem der Ring entfernt war rieb sich der Junge intensiv am Hals und Svenja meinte erkennen zu können wie erleichtert der Junge war. Das gleiche geschah dann noch bei seiner Schwester und die Familie verließ das Restaurant.

„Oh man, ist das hart, glaubst du wirklich, dass deine Eltern auch lieber die Klasse 4 Stühle für uns ausgewählt hätten, wenn die frei gewesen wären?“ fragte Svenja dann Charlotte zugewanndt.

„Naja die Stühle sind neu hier und mein Vater probiert immer gerne neue Sachen aus. Und bei meiner Mutter glaube ich manchmal sie würde am liebsten immer die restriktivsten Methoden wählen um mich in Schach zuhalten. Insofern ja, ich denke wir werden uns darauf einstellen können mindestens einmal in diesem Urlaub da drüben zu sitzen.“ sagte Charlotte dazu.

Svenja bekam ein schlechtes Gefühl im Magen bei dem Gedanken auch in solch einem Stuhl sitzen zu müssen. Diese Position die sie jetzt hatte war schon komisch genug. Die Hände unter der Tischplatte fingen auch langsam an zu nerven. „Na, dann wollen wir mal hoffen, dass sie immer besetzt sein werden. Ich muss das überhaupt nicht haben. Hast du gesehen wie unangenehm das war für die Beiden.“ sagte Svenja.

„Ja, da hast du wohl recht, ich will dich ja auch nicht beunruhigen. Aber ich denke nun mal, meine Eltern da ganz gut zu kennen und meine Erfahrung hat auch gezeigt, dass das alles nicht so schlimm ist. Klar sieht das zuerst bedrohlich aus und es ist bestimmt auch nicht toll. Aber man kann es überstehen.“ sagte Charlotte um Svenja etwas zu beruhigen.

„Wie kommst du denn darauf? Und welche Erfahrung meinst du? Ich dachte die Stühle sind neu.“

„Naja vor zwei Jahren wurden hier im Einkaufszentrum neue Warteboxen für Kinder aufgestellt. Darin können Eltern ihre Kinder einschließen wenn diese nicht mit zum Einkaufen wollen oder die Eltern ungestört einkaufen wollen. Man muss mindestens 12 Jahre alt sein und ich war damals schon 14 als die neu waren und mein Vater wollte es unbedingt ausprobieren. Ich kann dir sagen die Vorstellung damals war ziemlich schlimm für mich darin eingeschlossen zu werden und ganz alleine auf meine Eltern warten zu müssen. Ich wollte es absolut nicht und habe mich gewehrt und geweint.“ erzählte Charlotte.

„Das kann ich mir denken, das hört sich ja schrecklich an.“ erwiderte Svenja.

„Ja das dachte ich auch, aber meine Eltern haben es trotzdem gemacht und ich habe fast 10 Minuten in der Box geweint. Aber dann habe ich gemerkt, dass es überhaupt nicht schlimm ist. Man kann sich vorher ein Buch aussuchen das man mit in die Box nehmen darf und man kann es sich dort ganz gemütlich machen und lesen oder einfach nur seinen Gedanken nachhängen. Es kann besser sein als mit den Eltern einkaufen zu gehen, glaub mir. Wenn ich wählen darf nehme ich die heutzutage Box.“ sagte Charlotte.

„Oh man, das kann ich mir ja gar nicht vorstellen. Wie groß ist denn die Box und was gibt es da drinnen?“ fragte Svenja nach.

„Die Boxen stehen in der Nähe der Kassen und sind komplett aus Plexiglas; du kannst in alle Richtungen gucken. Es stehen zwei übereinander und eine Box ist ca. einen Meter hoch und etwas mehr als einen halben Meter breit und vielleicht eineinhalb Meter tief. Darin befinden sich zwei Kissen mit denen du es dir gemütlich machen kannst.“ sagte Charlotte leicht euphorisch.

„Was.. Das ist ja ein total kleine Käfig und du kannst von überall angestarrt werden? Wie soll das gemütlich sein, du kannst nicht mal stehen. Auch nicht wenn du 12 bist und wir sind fast 1.80m groß.“ sagte Svenja leicht empört.

„Ja, du kannst nicht stehen, aber ich glaube das soll auch so sein. Du sollst dich hinlegen und entspannt auf deine Eltern warten. Du musst auch deine Schuhe ausziehen. Also ich bin darin schon eingeschlafen, ist wirklich nicht schlimm.“ beteuerte Charlotte.

„Aber du kannst dich bei eineinhalb Metern nicht mal ganz ausstrecken.“ war der nächste Einwand von Svenja.

„Ja das ist richtig, aber dafür hast du die Kissen, außerdem ist das besser damit du deinen Oberkörper aufrichten kannst zum Lesen zum Beispiel.“ sagte Charlotte daraufhin.

Svenja konnte sich nicht mit dieser Idee anfreunden in so einen kleinen Käfig gesperrt zu werden, aber auch damit musste sie wohl in den nächsten 5 Wochen rechnen.


Gerade als Herr und Frau Schäfer mit dem Essen zum Tisch zurückkehrten, konnte Svenja sehen wie gerade der Tisch mit den Klasse 4 Stühlen neu besetzt wurde. Es war wieder einen Familie mit zwei Kindern, die Beide bereits einen der Halsbandringe um den Hals hatten und Beide mit ihren Händen den Fremdkörper um ihren Hals begutachteten. Svenja konnte nicht die gesamte Prozedur beobachten wie die Kinder auf die Stühle gesetzt wurden, denn zum einen versperrte Herr Schäfer ihr die Sicht und zum anderen musste sie sich dann auch auf ihr Essen konzentrieren. Zum Essen wurden Svenja und Charlotte natürlich die Hände wieder freigegeben. Das Essen an sich war lecker und ereignislos. Aber bei der Unterhaltung während des Essens hat Svenja erfahren wieso die Mitarbeiterin am Eingang ein Foto und das Alter von Svenja und Charlotte auf dem Bildschirm hatte. Diese Daten konnten ganz einfach per Funk von den Armbändern der Kinder ausgelesen werden sobald sie sich dem Pult näherten.


Nach dem Essen ging es dann direkt in den Supermarkt auf der gegenüberliegenden Seite des Restaurants. Dabei kam Svenja auch an den von Charlotte beschriebenen Warteboxen aus Plexiglas vorbei. Es waren bestimmt 50 Stück schätzte Svenja und gut die Hälfte war auch belegt. Svenja versuchte in die Gesichter der Kinder bzw. Jugendlichen zu schauen um abschätzen zu können ob sie wirklich alle entspannt und zufrieden in den kleinen Boxen waren. Und in der Tat konnte Svenja in der Zeit die sie dazu hatte niemanden entdeckten der ängstlich war oder weinte.

Nicht weit von den Boxen befand sich auch der Eingang zu Supermarkt wo die Familie plötzlich stoppte. „Oh, schaut mal Kinder, so dürfen wir euch aber nicht mit in den Laden nehmen.“ sagte Frau Schäfer und studierte eine große Tafel neben dem Eingang. Auf der Tafel befanden sich oben vier Piktogramme und darunter in relativ kleiner Schrift ein sehr langer Text. Svenjas erste Befürchtung nachdem was Frau Schäfer gesagt hatte war, dass sie sich gleich in einem der Warteboxen befinden würde. Aber dann betrachtete sie die Piktogramme. Das Eine zeigte einen Hund mit einem roten Strich, was wohl bedeuten sollte, dass keine Haustiere mit in den Laden genommen werden dürfen. Daneben befand sich ein Symbol mit einer erwachsenen Person und einer kleineren Person die mit einer Leine verbunden waren. Kinder mussten also im Laden zwingend an einer Leine geführt werden. Dann gab es noch ein Symbol welches das vorherige Symbol beinhaltete aber das Kind an der Leine mit einer stark vergrößerten Hand die nach etwas greifen wollte. Dieses gesamte Symbol war mit einem roten Strich versehen. Zu diesem Symbol konnte sich Svenja auf Anhieb nicht denken was damit gemeint war. Das letzte Symbol war eindeutiger; es war ein Kind im Sitz eines Einkaufswagens und darunter stand „Max 12“. Das sollte wohl bedeuten das Kinder bis maximal 12 Jahren im Einkaufswagen sitzen dürfen.

Der Grund warum sie und Charlotte nicht mit in den Laden kommen dürften musste also in dem Symbol begründet sein das Svenja nicht verstand. Den langen Text verstand Svenja auch nicht da sie nicht bemerkt hatte das es verschieden Sprachen waren und Deutsch erst an dritter Stelle kam. Aber Frau Schäfer hatte den deutschen Text wohl schon durchgelesen und sprach ihren Mann an. „Schatz, das ist ja doof, wir haben die Klick-Fix noch nicht an die Gurtgeschirre der Kinder angebaut. Die müssen aber ihre Hände am Gurtgeschirr fixiert bekommen bevor sie in den Laden dürfen. Die wollen nicht das die Kinder alles anfassen können.“

„Naja wir haben aber doch die Stangen die bei den Ausweisringen dabei waren, gehen die nicht auch?“ machte Herr Schäfer als Vorschlag.

Svenja konnte der Diskussion nur schwer folgen, aber es war wohl so, dass ihr die Hände am Körper fixiert werden sollten, da der Laden befürchtete sie könnte mit freien Händen Waren anfassen. Das alleine war schon einigermaßen absurd für Svenja, aber die Diskussion von den beiden Erwachsenen kam ihr noch absurder vor. Svenja erinnerte sich an den vorangegangenen Tag als ihr nach dem Anlagen der Armreifen die Arme damit auf den Rücken gefesselt wurden. Auch wenn es nur ein sehr kurzer Weg von der Ausweisstelle zum Auto war, so war es doch sehr unangenehm und sie hoffte dass hier nicht das Gleiche gemacht werden würde.

„Können wir nicht einfach in den Warteboxen warten bis ihr fertig seid?“ fragte überraschend Charlotte, die doch sonst ihre Eltern selten nach etwas fragte.

Svenja schaute Charlotte daraufhin böse an, und zeigte ihr einen Vogel. Woraufhin Charlotte ihr die Zunge ausstreckte.

„Kinder passt auf, ihr seid doch heute bisher so brav gewesen, verbaut euch jetzt nichts.“ ermahnte Frau Schäfer die Beiden. Und Herr Schäfer zog bei Svenja etwas an der Schlaufe um sie an das Gurtgeschirr zu erinnern und dass sie unter seiner Kontrolle war.

„Bitte Mama, Einkaufen ist so langweilig!“ bettelte Charlotte jetzt weiter. Sie wollte offensichtlich wirklich lieber in einen der kleine Käfige eingesperrt werden als mit in den Laden.

„Charlotte es ist so, wir wollen doch Svenja hier alles zeigen in diesem für sie fremden Land und da gehört auch dazu wie hier die Supermärkte aussehen und was es alles gibt.“ erklärte Frau Schäfer.

„Ich widerspreche dir nur sehr ungern Maria, gerade vor den Kindern, aber der Einkauf könnte auch für uns leichter sein wenn wir nur Svenja mit reinnehmen und Charlotte hier lassen.“ sagte Herr Schäfer zu seiner Frau. Diese musste daraufhin einen Moment überlegen.

„Na gut, ausnahmsweise soll Charlotte ihren Willen bekommen. Sie war ja brav heute.“ sagte Frau Schäfer und ging mit Charlotte zurück zu den nahegelegen Warteboxen. Herr Schäfer folgte den Beiden zusammen mit Svenja mit einem kleinen Abstand. „Weißt du Svenja, du kannst dir das auch gleich mal ansehen. Du wirst dort sicher auch mal warten müssen.“ sagte Herr Schäfer zu Svenja auf dem Weg.

„Aber ist das nicht viel zu klein? Und ich finde es auch total gemein darin eingesperrt zu werden.“ sagte Svenja sachlich.

„Ach Svenja, das kennen hier alle Kinder und Charlotte mag es sogar. Also kann es ja nicht so schlimm sein.“ versuchte Herr Schäfer die Sache zu relativieren.

Als Charlotte die Reihe der Glaskästen erreicht hatte, öffnete sie selbstständig eine Box in der oberen Reihe und zog ihre Schuhe aus. Danach ergriff sie einen Griff im inneren der Box und kletterte in die Box. In der Box befand sich auf dem Boden eine dünne Matratze und zwei kleine Kissen. Nachdem Charlotte gänzlich in die Box geklettert war, löste Frau Schäfer die Leine von ihrem Handgelenk und befestigte das Ende an dem Griff in der Box. Dann wurde die Tür geschlossen und Frau Schäfer entnahm den Schlüssel wie bei einem Schließfach. Dann wurden noch die Schuhe von Charlotte außen an der Tür an zwei kleine Haken gehängt. Charlotte versuchte indes sich an die hintere Wand der Box zu setzten um auf den Kassenbereich schauen zu können. Sie musste aber feststellen, dass die Leine, die noch an ihrem Gurtgeschirr befestigt war und auch an dem Griff in der Box, nicht lang genug war um das zu tun. So musste sie sich in der kleinen Box umdrehen um sich mit dem Rücken an die Tür zu lehnen. Das war zwar etwas mühsam aber machbar.

Svenja konnte jetzt nicht weiter auf Charlotte achten, denn es gab ja weiter das Problem, dass sie ihre Hände nicht frei haben durfte in dem Laden. Also kramte Frau Schäfer, nachdem sie mit Charlotte fertig war, in ihrer Handtasche und holte einer Verbindungsstange hervor, die Svenja am Abend zuvor zwischen ihren Armringen hatte. Dies übergab sie an ihren Mann und sagte, „Ich hole schon mal einen Einkaufwagen.“

Herr Schäfer nahm die Stange und überlegte kurz und begutachtete das Gurtgeschirr von Svenja. Dann hatte er eine Idee. Zunächst verband er die Arme von Svenja mit der ca. 15cm langen Stange hinter ihrem Rücken. Um der Vorgabe nachzukommen, dass die Hände am Gurtgeschirr befestigt sein müssen, holte Herr Schäfer einen Schekel aus der Hosentasche hervor. Diesen hatte er noch zufällig in der Tasche, da er damit das Gepäck auf der Fahrt gesichert hatte. Der Schekel wurde dann am Schrittgut am Po von Svenja befestigt und auch gleichzeitig die Verbindungsstange der Handgelenke wurde durch den Schekel geführt. So wurden die Hände nicht nur auf dem Rücken sondern auch fest am Körper gehalten. Dadurch, dass der Schekel etwas an dem Schrittgut zog, wurde dieser auch enger. Wenn Herr Schäfer jetzt noch an der Handschlaufe zog, wurde nicht nur der Gurt im Schritt noch enger sondern auch die Stange mit dem Handgelenken daran wurde noch fester an den Po gezogen. Diese Mechanik gefiel Svenja nicht gerade, aber Herr Schäfer war sehr zufrieden mit seiner Technik und Svenja hatte definitiv keine Gelegenheit etwas in dem Laden mit den Händen zu greifen.

Dann kehrte auch Frau Schäfer wieder zurück und es konnte endlich losgehen mit dem Einkauf. Svenja wurde dabei die ganze Zeit von Herr Schäfer an der Handschlaufe geführt und die Haltung der Arme wurde immer unangenehmer. Svenja versuchte aber tapfer durchzuhalten. Die Schäfers zeigten ihr verschiedene Lebensmittel die es aber im Grunde auch alle zuhause gab, nur das sie hier andere und teilweise sehr lustige Namen hatten. Svenja versuchte möglichst wenige Fragen zu stellen um den Einkauf nicht unnötig in die Länge zu ziehen. Dennoch wurde Svenja immer zappeliger und die Position der Arme zunehmend unangenehmer. Durch das ständige Ziehen an dem Schrittgurt wurde Svenja immer unruhiger und sie erkannte selbst das es sich um einen selbst verstärkender Effekt handelte, was sie aber nicht verhindern konnte.

Nach über einer halben Stunde hielt sie es nicht mehr aus und ihr wurde auch zunehmend warm davon. Sie hatte ja den Hoody schon am Morgen für zu dick empfunden. Und so begann sie zu betteln. „Herr Schäfer, können sie mir den Hoody ausziehen, mir ist zu warm.“

„Nein Svenja das geht nicht, dazu müssten wir dir ja das Gurtgeschirr abnehmen, das ist hier verboten. Außerdem wäre dir nicht so warm wenn du nicht dauernd so herumzappeln würdest.“ bekam sie von Herr Schäfer als Antwort.

„Aber das ist ja genau das Problem, das ist alles so unbequem, und zwickt überall. Können sie das nicht etwas lockern. Bitte!“ bettelte Svenja ohne Erfolg weiter.

Sie musste noch weitere 15 Minuten durchhalten bis die Schäfers endlich alles von ihrem Zettel in den Wagen gelegt hatten und auf die Kassen zusteuerten. Nachdem alles auf das Band gelegt war, ging Herr Schäfer mit dem Wagen und Svenja an das äußere Ende der Kasse und erlöste Svenja von ihren Restriktionen. Sie musste dafür aber helfen die Einkäufe wieder in den Wagen zu räumen.

Nachdem das erledigt war wurde Charlotte wieder aus ihrer Wartebox abgeholt und Svenja überlegte ob diese Option nicht doch besser gewesen wäre.


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